In der Ersten Welt (das ist da wo wir wohnen) liegt mindestens genauso viel im Argen wie in der im Volksmund viel bekannteren Dritten. Jedoch auf kommerziell und konsumtechnisch viel höherem Niveau, wobei hier die Begleitumstände zum Grund werden. Die silberne Rückseite einer CD diente schon immer als Spiegel, den JaKa der konsum- und sensationsgeilen Gesellschaft vorhalten, und sie ist es auch diesmal wieder. „Hardcore aus der Ersten Welt“ als Titel passt zwar nicht direkt auf die enthaltene Mucke, da einmal mehr ein extrem ansprechender, technisch verspielter Grind-Death-Blast-Mosh-Cocktail geboten wird, auf der lyrischen Seite hingegen trifft er genau ins Schwarze. Denn was die Kampfhörspiele mal wieder an unserer Wohlstandskonsumgesellschaft beobachtet haben und in satirisch-zynische Texte verpackt haben, ist mehr als hardcore. Ganz alltäglich gewordene Dinge („3 Monate ohne Grundgebühr, ein Handy für das Plastikkind“) oder total abstruse Vorstellungen („Ich besorge mir Adobe Photoshop 8.0 ganz offiziell“) werden als Hirnfick 2000 entlarvt und lassen einen die Frage stellen, in was für einer Welt voll Schönheits-OPs, Paybackkarten, Hochglanzmarken und essenziellen Zusatzstoffen wir eigentlich leben. Dabei ist „Hardcore aus der Ersten Welt“ weitaus wertvoller als ein kleines Steak, denn was zum textlichen Angebot musikalisch quasi frei Haus geliefert wird, macht die Scheibe zu einer der eingängigsten Milieustudien überhaupt. Abwechslungsreiche Grindcore Blast-Granaten, angereichert mit thrashigen Spurenelementen (beim Schreiben von „koscher“ wohl viel „Seasons In The Abyss“ gehört, wie?), monster groovenden Death Metal Parts, überraschenden Effekten, aberwitzigen Samples und einer zusätzlichen Gratis-Stimme, wahlweise im Barnes’schen Grunt-Stil oder als verzerrte Screams lieferbar, machen „Hardcore aus der Ersten Welt“ zu einem Sonderangebot, das man nicht ausschlagen kann! Preisgarantie drauf! „Lieber Gott, ich kaufe ein was du befiehlst, so soll es sein“. Und Gott sprach: geh hin und kaufe die neue JaKa! Amen.
Nach all der Zeit immer noch mein Favorit aus der JaKa Diskografie. Da stimmt einfach alles. Der Sound ist brachial, die Stimmen harmonieren, die Texte immer noch geil. 10/10, anders geht nicht.