Japanische Kampfhörspiele - Fertigmensch

Review

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Du verbringst deine Freizeit im Schein der roten Ampelphase und genießt die Rushhour des Feierabendverkehrs im pneumatisch-gefederten Sportsitz deines Tuningexempels auf 4 Rädern und verfolgst gebannt die immergleichen Klänge des unförmigen Formatradios während du dir die Hosentaschencurrywurst am Stück in den oralen Eingang schiebst. Es fehlt dir an nichts oder besser gesagt es fehlt dir nicht viel um den Status „Fertigmensch“ zu erlangen, den Zenit konsumabhängiger Glückseligkeit… bis auf eine Kleinigkeit: Du brauchst Jaka. „Who da fuck is Jaka?“ Jaka (a.k.a. Japanische Kampfhörspiele) ist „der beste deutsche Nachkriegsgrind“. Und wenn schon Jaka, dann bitte gleich das aktuelle Album-Update 3.0 (a.k.a. Minialbum „Fertigmensch“). Dieses bringt dein CD-Regal nicht nur der ultimativen Vollständigkeit näher, sondern lässt dich auch tiefer eintauchen in die flachsten Untiefen des alltäglichen Wahnsinn (a.k.a. Leben). Auf „Fertigmensch“ perfektionieren Jaka ihren Stil, musikalisch wie lyrisch (deutsche Lyrik, wohlgemerkt!). Sie halten einem den Spiegel direkter als je zuvor vor und man muss trotzdem lachen, schon alleine wegen solch grandioser Titel wie „Alle wollen gut aussehen (und tun es nicht)“ oder „Scheiße der Lehrer“. Und ja, meine Damen und Herren, besser kann man Gesellschaftskritik kaum verpacken: Banalität mit Hintersinn und Anti-alles-Thesen ohne Anspruch auf irgendeinen Sophisticated-Bullshit – sozusagen Punk für die Generation XP. Dazu ein musikalischer konsequenter und kompetent eingezimmerter Frickel-Grind-Thrash-Core-Cocktail, der groovt, scheppert, hämmert und brettert. Alles vertrackt verpackt, doch der Hörer muss keiner Eingängigkeit entbehren, diese sollte man sich jedoch erschließen, was häufigeren Konsum „Fertigmensch“ erfordert. Kein gänzlich unangenehmes Unterfangen. Aber nun komm ich mal zum Fazit: Wieso das alles so ist und so toll ist, kann ich nu auch nicht erklären, aber wer Jaka kennt, der weiß, dass all meine Beschreibung eh nicht so richtig zutreffen können (bis auf folgenden Nebensatz), weil Jaka immer nur nach Jaka klingen. Hört euch das Teil ohne Vorbehalte an und habt auch meinerseits die Erlaubnis es gut finden zu dürfen. Doch bedenket: Jaka gut finden bedeutet „kein Fan von irgendetwas gut finden“ zu sein. Aber versuch das mal einem zu erklären, der Verkehrstaus, Hosentaschencurrywurst und Infotainment genießen kann ohne Durchfall zu erleiden. Aber wenn ihr schon nicht dem neuen Jaka-Song „Verbrennt euer Geld“ nachkommt, lasst wenigstens die Japanischen Kampfhörspieler an euer Konsumgeilheit teilhaben.

06.01.2004

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1 Kommentar zu Japanische Kampfhörspiele - Fertigmensch

  1. Membran sagt:

    Eine der besten deutschen Platten