Jacobs Moor - Pandemia (EP)

Review

Mangelnden Abwechslungsreichtum kann man JACOBS MOOR nicht vorwerfen. Die Österreicher um ex-STIGMA IV-Frontmann Richard Krenmaier vereinen in ihrer Musik klassischen Power Metal mit modernem Thrash und progressiven Kompositionsmustern. Das klingt gleichermaßen traditionsbewusst wie modern und lässt damit über alle Genregrenzen hinweg aufhorchen. Mit „Pandemia“ liefern sie nun eine reichlich zeitgeistig betitelte EP ab, die das Feld für ihr für 2024 geplantes drittes Album bereiten soll.

Zu schade für das digitale Nirvana

Dabei setzen JACOBS MOOR vornehmlich auf bereits bekanntes Material: Vier der fünf Stücke – darunter auch der Titelsong – wurden bereits 2021 als Singles veröffentlicht. Wirklich neu ist somit nur der Opener „Distraction“, angesichts der durchweg hohen Qualität wäre es aber auch zu schade gewesen, die übrigen vier Stücke im digitalen Nirvana vergammeln zu lassen. Stattdessen bieten JACOBS MOOR die knapp halbstündige EP auf einer mit zehn Euro fair bepreisten Silberscheibe über den bandeigenen Webshop an.

Mit „Distraction“ haben JACOBS MOOR einen echten Kracher an den Beginn der „Pandemia“-EP gestellt. Das Stück wirkt mit einer Spielzeit von vier Minuten auf den ersten Blick recht kompakt, zeigt dabei aber eine vorbildliche Vielschichtigkeit, ohne dass dabei die klare Struktur der Komposition verloren geht. Als größte Schwäche, die sich auch durch die übrigen vier Stücke zieht, entpuppt sich indes das Fehlen von wirklich mitreißenden Gesangsmelodien. Dadurch verlieren JACOBS MOOR trotz gutem bis großartigem Riffing viel von ihrer potentiellen Wirkmacht.

Können JACOBS MOOR auch Ohrwürmer?

Am nachhaltigsten setzt sich noch der Refrain des High-Energy-Krachers „Just Fools“ in den Gehörgängen fest, bevor die Stimmung mit „Before The Fall“ und „Face In The Mirror“ etwas düster-melancholischere Gewässer ansteuert. Immer wieder erinnern die Songs hier überraschend an COHEED AND CAMBRIA sowie gesanglich an ex-THRESHOLD-Frontmann Damian Wilson. Der neunminütige „Pandemia“-Titeltrack versucht sich dann an den ausufernden Irrungen und Wirrungen eines DREAM THEATER-Longtracks, ohne freilich deren Brillanz zu erreichen. Dem rundum positiven Gesamteindruck tut dies keinen Abbruch, jetzt müssen JACOBS MOOR mit dem neuen Album nur beweisen, dass sie im Langspielformat noch die eine oder andere Ohrwurmmelodie zustande bringen können.

15.12.2023
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