Jackal - Like A Jackal

Review

Kennt Ihr Dr. Eustach? Nein?
Aber ich …
Und seitdem ich das erste Mal „Like A Jackal“ gehört habe, kenne ich ihn besser als jemals beabsichtigt. Nicht, dass der Mann gar unsympathisch wäre (nur sein nach Hustelinchen riechender Atem stört zuweilen), aber ein richtiges Stimmungswunder ist er wohl auch nicht… aber welcher HNO Arzt ist das schon, wenn er am Tag aus Leibeskräften rund 30 Schwerhörigen die Diagnose in die tauben Öhrchen brüllen muss. Dabei habe ich, so der Doktor, sogar Glück gehabt. Habe ja nur einen mittleren Hörkrampf.

Sozusagen eine Schutzreaktion des Körpers, der die Ohren durch schmerzhafte Krämpfe verschließt, so dass schädliches Liedgut das Hirn erst gar nicht erreichen kann. Aber, so der Dr. weiter, kann es auch schon mal zu Überreaktionen in diesem Schutzsystem kommen (etwa dann wenn man unvorbereitet auf „Der Abend der deutschen Volksmusik“ stößt!) … hat er da vielleicht gar nicht so Unrecht?
Also hab ich mir die Ohren fachmännisch reinigen lassen und mich erneut an die Platte von Jackal getraut. Und da wäre er fast wieder gekommen… der Krampf.

Denn die erste Nummer auf der eigenproduzierten Platte der vier Spaghetti-Härtner ist zunächst mal ein richtiger Nervbolzen, der die alten Helden der N.W.O.B.H.M. und 80er eher zu persiflieren scheint als ihnen den zustehenden Tribut zu zollen. Völlig belangloses Songwriting trifft auf rumpelnd-lahme Kicks und Riffs, die Accept irgendwo auf nem Bahnhof haben stehen lassen. Dabei wird das Ganze zu echtem Doom Metal; aber bezeichnenderweise allem Anschein nach nur unfreiwillig, denn der Song muss im Halbschlaf eingespielt worden sein. Aber der Beinahe-Krampf hält nur knapp viereinhalb Minuten an, dann ist der Opener gottlob endlich vorbei und nachdem man sich an sein kräftig-charismatisches (allerdings nicht immer 100% treffsicheres) Organ und die holprige Produktion (hey, ist ja auch ne Eigenpressung) gewöhnt hat, werden Jackal sogar richtig gut und bewegen sich im Fahrwasser von Priest und Maiden – gewinnen durch das verschrobene Songwriting und besagtes Stimmchen des Fronters sogar eine eigene feine Note und können mit einem Male sogar überzeugen.

Sicher ist die technische Ausführung noch nicht über wirklich jeden Zweifel erhaben, aber die Mucke gewinnt zuhörends an Charme. Der zweite Track „The Age Of The Beast“ ist zwar immer noch kein Gassenhauer, aber mit „Torquemada“ (haha, Ratzinger, Dein Vorvor… gänger, als Du noch kein Papa warst) haben die Jungs dann endlich nen guten Refrain, der hängen bleibt. Dabei ist der Song abwechslungsreich und zeugt von wesentlich mehr Spielfreude als dieser unsägliche Opener und besticht durch wohlfeile Breaks und ein klassisches Klampfensolo (nichts Weltbewegendes, aber immerhin).

Wie gut, dass Dr. Eustach umfassend ausgebildet wurde … sonst wäre mir der Rest der Scheibe tatsächlich durch die Lauschlappen gegangen. Mit dem Siebenminüter „Rise From The Dust“ hat der Schakal eine prächtige Klassik Metal Hymne als würdigen Abschluss gefunden, die allen Old Schoolern genügend Anlass zum Kopfschütteln (natürlich ausschließlich positiv gemeint) geben sollte.

Wäre nur der beschissene erste Eindruck nicht… schließlich hat Dr. Eustach immer ne volle Sprechstunde.

02.08.2005
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