Jack Slamer - Keep Your Love Loud

Review

Die Schweizer JACK SLAMER haben mit „Keep Your Love Loud“ ihr drittes Album am Start. Und das wird auch Zeit nach dem Debüt 2012 und dem unbetitelten Nachfolger 2016. Mein geschätzter Kollege Eckart Maronde verglich letzteren mit unkoffeinierten Kaffee, welcher zwar gesünder als das Original ist, jedoch nicht die erhoffte aufputschende Wirkung hat. Dennoch wurde dieses selbstbenannte Werk im vergangenen Jahr beim Branchenriesen Niuclear Blast wiederveröffentlicht, der auch das neue Album herausbringt. Dessen Produktion geht auf das Konto von Tommy Vetterli, der bereits mit KREATOR und CORONER zusammengearbeitet hat. Ist es mit diesem Rückenwind nun Zeit für den Grand Slam?

Dawn Of The ZEPPELIN

Die ersten Eindrücke sind vielversprechend. ZEPPELIN-orientierter Rock mit einer angenehm modernen druckvollen Produktion. Als Hörer wartet man gespannt auf den Höhepunkt, an dem die Songs jedoch nicht ankommen. Zumeist stützen sich die Tracks auf die dürftigen Riffs, die jedoch nicht besonders aufregend sind. Durch diese fehlgeleitete Akzentuierung fallen die Songs pointenlos aus. In ‚Sun Soul Healing‘ versuchen sie sich daran, doch der Refrain wirkt zu steif. Ähnlich ist es auch an einer anderen zentralen Stelle: Sänger Florian Ganz ist zwar technisch versiert, aber versprüht kein Charisma.

Es gibt vereinzelte Lichtblicke, die Raum für Hoffnung lassen. Der verträumte Mittelteil in ‚Favorite Enemy‘ etwa, für den die Schweizer sogar eine Darbuka ausgegraben haben, das Feuer, welches kurz in ‚Magic Woman‘ aufflammt oder die netten Melodien, die in ‚Lost‘ zusammensoliert werden. In letzteren Fällen ist das Album tatsächlich am stärksten. Wenn die Band sich entschleunigt und die Gitarren sprechen lässt. Das geht jedoch nicht immer auf, wie man am ideenschwachen ‚Memories‘ sehen kann.

„Keep Your Love Loud“ kann nicht so sehr fesseln wie das Finale der US Open 2020

Die Bewertung von „Keep Your Love Loud“ ist, wie bei so vielen Classic-Rock-Alben dieser Tage: Auf der technischen Ebene gibt es nichts auszusetzen, doch es ist das Herz, welches nicht feurig genug brennt. So kommen solide, austauschbare Songs heraus. Ein experimentellerer Ansatz hätte bei den unbestreitbaren Fähigkeiten vielleicht besser gefruchtet. Dennoch ist „Keep Your Love Loud“ nicht der große staubaufwirbelnde Aufschlag.

16.11.2020
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