Jack Slamer - Jack Slamer

Review

Soundcheck Mai 2019# 9

Die Schweizer Rocker JACK SLAMER sind ganz im Seventies-Fieber – also weniger Saturday Night, als vielmehr inspiriert von damaligen Bands wie LED ZEPPELIN und DEEP PURPLE oder auch den Traditionalisten RIVAL SONS. Ihr großes Plus: Die fünf Musiker aus Winterthur machen bereits seit einem Dutzend Jahren unter dem Banner JACK SLAMER Musik und sind dementsprechend bestens aufeinander eingespielt. Live, heißt es, seien sie richtig gut, und mit diesem Faustpfand haben sie die SRF-3-Best-Talent-Würdigung des „Schweizer Radio und Fernsehen“ abstauben können.

Nun ist es aber so, dass „live“ die eine Sache ist und „Platte“ die andere, und hier zeigt sich, dass bei den Eidgenossen noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Auch wenn Nuclear Blast JACK SLAMERs zweites, selbstbetiteltes Album von 2016 jetzt neu auflegt – große Begeisterungsstürme entfacht es leider auch im zweiten Durchgang nicht. Dabei fängt „Jack Slamer“ durchaus verheißungsvoll an: Der Opener, das flotte „Turn Down The Light“ punktet mit eingängiger Melodieführung und griffigen Hooks.

„Jack Slamer“ verliert sich in formelhafter Verehrung des Althergebrachten

Was die Classic Rocker danach aber inszenieren, verliert sich mehr und mehr in formelhafter Verehrung des Althergebrachten: Die von den beiden Gitarristen gespielten Licks und –Riffs verweisen allesamt auf die Siebziger, werden dabei aber ohne den letzten Funken Begeisterung dargeboten. Das ist alles ganz nett und artig gespielt, aber am Ende weiß man nicht, was die Musiker eigentlich auszeichnet. Wo bleibt die eigene Note? Und der Band gelingt es leider nicht – bis auf den genannten Opener –, aus den Versatzstücken spannende Songs zu formen.

Am Ende steht ein Album, das ohne große Aufreger vorbeirauscht. Eigentlich. Denn da haben wir noch nicht über den Gesang gesprochen, der zwar technisch gut ist, allerdings in der immergleichen hohen Tonlage dargebracht wird. Zudem hat man den Gesang im Studio mit Autotune oder einem anderen Effekt belegt, der ihn so weit nach hinten drückt, dass kaum Nuancen zu hören sind – von den Texten mal ganz abgesehen. Da macht es dann auch keinen Unterschied, ob Sänger Florian Ganz von „The Shaman And The Wolves“ singt oder in „I Want A Kiss“ einen Kuss einfordert (den er ob der Sirenenhaftigkeit des Vortrags vermutlich nicht bekommen wird).

JACK SLAMER ist mit ihrem Zweitwerk nicht der große Wurf gelungen

Nein, JACK SLAMER Ist mit ihrem Zweitwerk nicht der große Wurf gelungen. Ein kleiner Ausflug in die Welt der Kulinaristik sei hier erlaubt: Aufgeschlossenen Seventies-Liebhabern wird mit dem Album ein leckerer Schümli angepriesen, doch entpuppt er sich am Ende als entkoffeiniert. Das führt dann weder zu gereckten Fäusten noch zum Zucken im Tanzbein, sondern letzten Endes nur zu einem nervösen Zittern beim Ansetzen der Kaffeetasse.

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07.05.2019

- Dreaming in Red -

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