J.B.O. - Wer lässt die Sau raus?!

Review

J.B.O. – Wer lässt die Sau raus?!

Ein Gedicht

Ein neues Album von J.B.O.,
und wieder Fragen nach Niveau
schallen durch Äther einmal mehr –
liebt man sie doch zu hassen sehr.
„Wer lässt die Sau raus?!“ heißt das Stück,
das wenig transparent zum Glück
verrät welch Lied gar unbeirrt
mitunter hier verballhornt wird.

Da lehrten uns der Feuilleton
und die moderne Presse schon:
Ein neues Album, schön und fein,
von J.B.O. muss kacke sein.
Irgendwann muss es doch langen,
mit dem Blödsinn aus Erlangen.
Nur wann kommt sie endlich vorbei,
die werte Geschmackspolizei?

„Nicht mit uns“, schallt es daher,
als rosa Ritter einmal mehr
sich aufraffen, um Quatsch zu machen –
gegen Trübsal hilft nur Lachen,
gegen Griesgram nur die Freude,
auf dass man hieran Ernst vergeude.
Die Welt ist schlecht – wir wissen das.
Doch was spricht gegen etwas Spaß?

Rhetorisch war die Frage, klar.
Doch bringen J.B.O. gleich dar
den Dosenöffner „Überfall“,
mit gutem Drive und großem Knall.
Gitarren sitzen straff wie sau,
die Melodien sind auch nicht mau
und der Refrain, den sie uns geben,
bleibt sogleich im Gehör kleben.

Kontext bei den Liedern, wie
„Mach noch eins auf“ klar pfeift auf die
Implikation der Vorlage,
der gerät auch hier mehr vage.
Doch leihen sich die Melodei
von „Bella Ciao“ für Feierei
die Vier für einen Überhit –
wen es nicht stört, der macht halt mit.

Das ist es auch, was es ausmacht:
„Wer lässt die Sau raus“ bleibt auf Trab.
Die Band sticht mächtig an das Fass
und hat beim Spielen hörbar Spaß.
Der Quatsch klingt ungezwungen, rund,
mit kindlich‘ Charme, frech und so bunt.
Die Schamesröte schnell entgleitet,
wenn man auf rosa Wellen reitet.

So finden die Erlangener
zurück zu lang vergangener,
sprich: früher Blödsinnsqualität,
weil man mit lock’rer Hose geht.
Die fliegt den Herren auch nicht weg,
weder empor, noch in den Dreck.
Die Prise ONKEL TOM zur „Wurst“
ergibt den doppeldeutig‘ „Durst“.

„Weil’s Quatsch ist“ wird zum Sound gesonnen,
der bei „U Can’t Touch This“ hat begonnen,
über Unfug im täglich Leben,
des Narren täglich Brote eben.
Typisch Anti-Pop-Gewimmer
liefert uns „Schlimmer geht immer“,
leider nicht mit Trap-Verweis,
doch bleibt das Hookgespür hier heiß.

„In meinem Kühlschrank brennt noch Licht“
gar sentimental hervor sticht,
so bleibt der Song durchgehend kühl
mit überraschend‘ Feingefühl.
Für kleine Ständchen ist auch Raum,
zum Burzeltag, zum Hochtzeitstraum.
Seltsam ist das schon ein Stück,
doch dauert es nicht lang – zum Glück.

Denn das Album endigt sich
hymnisch, prickelnd und so frisch
mit einem Gruß, froh und charmant,
ans kühle Blonde in der Hand.
J.B.O. sagt: „Hallo Bier“,
mit dem Song bieten die Vier
zum letzten Prost der Platte dar
eine Riesenhook, fürwahr.

Woran mag es jetzt wohl nur liegen,
dass die Wutz hier lernt das Fliegen?
Die „Deutsche Vita“ lahmte sehr,
man glaubte fast, es wird nicht mehr.
Doch spielen die Jungs hier frei auf,
mal ohne Skits – und kein Leerlauf.
Nur Albernheit ist mitzubringen
fürs Mitfeiern und Mitsingen.

Steht für viele doch schon fest,
dass man das Ding links liegen lässt,
so sei’s gesagt: Sie können’s noch.
Ohne Krampf gelingt sie doch,
die rosa Sause macht was her.
Vermisst man frühe Werke sehr,
ändert das Neue auch nichts dran,
doch kommt es nah genug heran.

26.06.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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