Normalerweise verleiht die Aussage „Erwartungen erfüllt“ einem Album einen eher negativen Beigeschmack. Dabei trifft sie öfters zu, als man erwartet. IZAH jedenfalls überraschen mich mit ihrem Debütalbum „Sistere“ keineswegs, dafür waren schon die EP „Finite Horizon / Crevice“ und die Split-EP mit FIRE WALK WITH US von zu hoher Qualität. Erschreckend nur, dass die Niederländer den enormen Appetit, den sie anno 2008 entfachten und 2012 weiter schürten, erst jetzt stillen.
An der Ausrichtung hat sich über die Jahre hinweg glücklicherweise nichts geändert und der erdrückende Post-Metal IZAHs übernimmt über eine Stunde die Regie – sowohl das des Seelenlebens als auch der Umwelt. Die tiefen, dröhnenden Riffs lassen das Licht sofort dunkler wirken, die häufig eingeschobenen traurigen Melodien und die hypnotische Verspieltheit des Sechsers erledigen den Rest. Der Abgrund ist tief, der Sturz wird allerdings abgemildert, da IZAH einen weichen Boden unter die unheilvoll auftürmenden Wolken gebaut haben – denn so oft die Leadgitarre verzweifelt und wehklagend ertönt, so oft ist sie auch herzzerreißend schön.
Schon im Opener „Indefinite Instinct“ loten IZAH die Grenzen ihres Stils aus, beeindrucken durch gewaltige Riff-Mauern und verzücken mit klar gespielten Gitarren. Dem passen sich auch die Vocals von Sierk Entius an, der sowohl in tiefen Regionen knurrt, als auch mit dezentem Klargesang begeistert. Durch diese Gegenüberstellung der Extreme gelingt es IZAH auf „Sistere“, trotz Überlänge keinen langweiligen Moment einzubauen.
Im Gegenteil, selbst die durchaus als Stilmittel eingesetzte Monotonie fügt sich nahtlos ins Gesamtbild ein und ermüdet nicht, sondern steigert die Spannung bis ins Unerträgliche. „Duality“ ist ein grandioses Beispiel für einen unfassbaren Spannungsbogen, der sich in einem packenden Finale entlädt. Unglaublich, mit welcher Eleganz und Energie IZAH trotz allem immer weiter die Spannung erhöhen.
Selbst das mir bereits bekannte Kraftpaket „Finite Horizon“, das im Vergleich zum neueren Material ein bisschen „flotter“ ist, lässt die allumfassende Tristesse von „Sistere“ nicht freundlicher erscheinen. Gleichzeitig zeigen IZAH, dass sie bereits vor acht (!) Jahren ihren Stil gefunden haben, denn qualitativ sind hier wenige Unterschiede auszumachen.
Den Schlusspunkt setzen IZAH schließlich mit dem über 30 Minuten langen Titelstück, dass die Stärken des Albums noch einmal bis zum letzten Fleckchen offenlegt und einem zeitgleich ein letztes, dafür umso kostbareres Mal aufzeigt, welchen Einfluss Musik auf den eigenen Gemütszustand haben kann, wenn sie auch nur im Ansatz die Klasse dazu besitzt.
IZAH haben bewiesen, dass es sich manchmal lohnt, auch acht Jahre auf ein vollwertiges Album zu warten. Entscheidend ist auf „Sistere“ neben dem Gesamtpaket vor allem der Blick ins Detail. Die Verwendung von einigen Sprachsamples verfehlt ebenso wenig seine Wirkung wie kleine, eingeschobene Leads, die wie ein Messerstich in den Körper fahren. „Sistere“ ist eines dieser zeitlosen Alben, die schwer zu fassen sind und genau deshalb solch eine Wucht entfalten – Pflichtkauf!
Bis jetzt für mich das Album des Jahres, und dank euch bin ich überhaupt auf diese Band gekommen, ich stimme dem Reviewer in jeglicher Hinsicht zu, dieses Album verdiente seine 8 Jahre Schaffenszeit, auch wenn der eine oder andere Song schon mal auf einer der Splits verwendet wurde, so bin ich doch von allen vier Songs gleich auf begeistert. Ganz zu Anfang dachte ich, der 30 Minuten Track wird mir nicht gefallen, aber ich bin schon bei 20 Minuten und es ist einfach ein purer Hörgenuss, ein Ohrgasmus, den ich in diesem Jahr von jeglichen anderen Bands vermisst habe. Lediglich für Track 2 gibts Punktabzug, da dieser erst in den letzten fünf Minuten mich richtig packen konnte. Ansonsten ein Album, welches sich garantiert digital oder physikalisch in meinen Händen wieder finden lassen wird. Nochmals Danke! (9,3 von 10 Punkten)
Eines der besten Alben der letzten Jahre! Pflichtkauf!