Isvind - Daumyra

Review

Galerie mit 10 Bildern: Under The Black Sun 2016 - Isvind

Sozusagen umgehend nach dem zweiten Album (nämlich nur eineinhalb Jahre, was gemessen an der Zeit zwischen dem Debüt „Dark Waters Stir“ 1996 und „Intet Lever“ von Ende 2011 ein Klacks ist) schieben ISVIND den Drittling „Daumyra“ nach. Und wer da etwa gedacht hat, die Veteranen der DARKTHRONE-Kopiererei würden langsam alt oder des Ersinnens klassisch griffiger Norweger-Riffs müde, der hat sich tüchtig geschnitten. „Kast Loss“ legt mächtig vor mit einem skandalös schlichten Aufbau aus zwei Gitarrenfiguren, ganz in der Tradition von „Transilvanian Hunger“. Aber diese beiden Riffs sitzen, und das ist im Neunziger-inspirierten Black Metal mittlerweile selten geworden.

In demselben Geist geht es nahtlos mit „Burn The Kings“ weiter, das nun allerdings ein wenig melodiöser angelegt ist und beinahe TAAKE-Atmosphäre versprüht. Hier zeigen sich schon die minimalen Veränderungen im ISVIND-Sound, die sich dann so auch durch die restlichen sechs Songs ziehen: „Daumyra“ ist etwas weniger chaotisch und poltrig, vor allem nicht so vulgär, hat ein wenig mehr Bewegung in den Gitarren, dafür allerdings so gut wie keine Abwechslung in den Drums. Wozu auch, aus vier, fünf Drumpatterns lässt sich erwiesenermaßen auch 2013 noch ein gutes Album bauen. Erst recht, wenn man – wie ISVIND – einen ganzen Sack voller Trademark-Hooks in der Hinterhand und dazu eine Produktion aus der Zeitmaschine hat.

Leider tappt „Daumyra“ – fast erwartungsgemäß – in der zweiten Hälfte in eine Falle, die es sich im Grunde selbst gestellt hat: Hier wird’s dann nämlich ab „Djevelens Lende“ etwas generisch, die Riffs sind immer noch wiedererkennbar ISVIND, aber klauen nicht mehr nur bei DARKTHRONE, sondern eben sogar bei sich selbst und zünden mitnichten so, wie es fast die gesamte „Intet Lever“ getan hat. Glanzvoll wird es dann nur noch mit dem abschließenden sechsminütigen „Klabautermann“, das mit elegischen Leads, wanderndem Bass und klarem Gesang an „Bankeånd/Poltergeist“ und „Dommedags Grimmtunge Slegge“ anknüpft.

Bei relativ kurzen 37 Minuten ist „Daumyra“ demnach ein Album, das gut zur Hälfte uneingeschränkt überzeugt, weil es einfach fantastisch urnorwegischen Black Metal in einer einmaligen Authentizät liefert, andererseits aber auch drei, vier nur durchschnittlich gelungene Songs enthält. Ich muss allerdings ganz klar sagen: Scheiß‘ doch drauf, selbst wenn die Jungs vierzig Minuten lang dasselbe spielen würden, wäre das noch tausendmal geiler als dieser ganze seelenlose Mist, mit dem man sich allerorts abgeben muss.

06.08.2013

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