Isolation - A Prayer For The World To End

Review

Depressionen haben in diesen Tagen wahre Hochkonjunktur. Auf den Couchen der Psychologen häuft sich die Anzahl an niedergeschlagenen Seelen und auch im Black Metal Bereich schmückt man sich in den letzten Jahren vermehrt mit dem Attribut „depressive“. Ein Charakteristikum, das man fast schon als Prädikat bezeichnen kann – schließlich stachen gerade aus dieser schwarzmetallischen Sparte gegenwärtig einige schwermütige Schmankerl hervor.

Auch die Lübecker ISOLATION treten mit ihrer Demo-CD „A Prayer For The World To End“ in diese Stapfen und würzen ihre zweite Veröffentlichung obendrein noch mit ein wenig Doom und ruhigeren Ambientpassagen. Nach dem für Szenekreise relativ erfolgreichen Erstling probieren die drei Herren nunmehr mit verbessertem Sound und den zwei (insgesamt nur knapp 18-minütigen) Gebeten gegen das Erdenrund ihre Gefolgschaft zu vergrößern.

Gemächlich beginnt die erste Andacht. Ruhige, atmosphärische Ambientklänge tragen die ersten anderthalb Minuten von „Quiet These Colours Will Fade“. Der Tiefenrausch findet jedoch ein jähes Ende und man neigt fast schon zum Erschrecken als urplötzlich dunkle Gitarrenklänge und heller Kreischgesang Einzug in das Geschehen erhalten. Die extrem hohen, desperaten Vocals tropfen nur so vor Verzweiflung und wecken latente Erinnerungen an Nattramn, den kranken Kopf der schwedischen Band SILENCER.
Hier und da wirkt das Ganze allerdings leicht überspitzt und dem authentischem Kummer weicht etwas, das mich ziemlich an das Gebrüll des benachbarten Kinderspielplatzes erinnert…
Nichtsdestotrotz ist die Gesangsleistung im Gesamtbild mehr als ordentlich und auch der anteilig eingebrachte tiefe Gesang bringt Abwechslung in das Klangspektrum.

Doch zurück zum ersten Gebet: Nach dem unabsehbaren Beginn folgen die eigentlichen Höhepunkte nämlich im zweiten Teil des Schaffens. Exzessiver Gesang und ruhige, packende Akkustikpassagen geben sich die Klinke in die Hand und auch das hintergründige und abwechslungsreiche Schlagzeug fügt sich tadellos in die Atmosphäre ein. Wie es begann, endet es dann auch – bedachtsam sphärische Klänge bilden den Ausklang und gehen nahtlos in das zweite Gebet „The Nameless And The Unnamabale“ über.
Hier zeigen ISOLATION nunmehr ihre bereits erwähnte doomige Seite und gestalten die ersten Minuten mit gemächlich rhythmischen Riffing und schleppendem Schlagzeug. Ab der Hälfte ist jedoch ein nicht unerheblicher Tempowechsel zu verzeichnen und Doublebass und hastige Gitarren krauchen aus ihrem verhängnisvollen Versteck hervor.

Trotz der überwiegend positiven Gesamterscheinung haben sich auch bei Isolation noch ein paar kleinere Kinderkrankheiten eingeschlichen. Die Riffs sind prinzipiell stattlich und charmant, jedoch macht sich ab und an mangelndes Feingefühl für das Timing breit und auch der teils allzu übersteigerte Gesang und die doch sehr kurze Spielzeit schmälern den Eindruck ein wenig.
Dessen ungeachtet bieten ISOLATION aber soliden und wandelbaren „Depressive Black Metal“, der aus dem grauen Einheitsbrei der vielzähligen Veröffentlichungen herauszustechen vermag und für Genrefreunde sehr wohl reizvoll seien könnte.

19.03.2007

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