Iskandr - Spiritus Sylvestris

Review

ISKANDR tauchen mit „Spiritus Sylvestris“ in eine vergangene Welt ab, die so niemals existiert hat. Dabei wandelt sich das niederländische Black-Metal-Projekt vollends zum atmosphärischen Folk-Duo, auch wenn es den schwarzen Stahl auf seiner Reise immer noch mit sich führt.

Zwar wird nicht mehr geschrien, die Platte ist weitestgehend im Midtempo unterwegs, psychedelische Parts sowie Akustik-Passagen prägen den Sound, aber es ist immer noch das düstere Grundrauschen von „Vergezicht“ vorhanden. Das erinnert an das Frühwerk von ULVER und „Spiritus Sylvestris“ scheint wie eine polierte, etwas modernere Variante der „Bergtatt“.

„Spiritus Sylvestris“ entsagt sich der Moderne auf entspannende Weise

Wobei das mit der Modernität nicht falsch verstanden werden darf. So wie Wälder und Ruinen das Musikvideo zum Song „Hof der Valken“ bestimmen, flüchtet sich das gesamte Album in eine Welt, in der die Menschheit nicht mehr als eine blasse Randnotiz ist.

ISKANDR begeben sich auf einen träumerische Waldgang, finden in der Fantasie eine verklärte Zufriedenheit. So ist der Weg in die Natur zwar mit Synthies und Hammond-Orgeln gepflastert, führt aber an zeitlose Orte. Beinahe sakral mutet der Trip an, auf den das Duo einlädt.

Diese betäubende Stimmung wandert jedoch stets auf dem schmalen Grat zu selbstgenügsamen Gemütlichkeit. Vor allem die Tracks „Knagend zout“, „Waterwolf“ und „Hoor het smeken“, die sich als kleine Trilogie mit Wasserwesen und aquatischen Landschaften beschäftigen – das Wortspiel sei an dieser Stelle verziehen – plätschern bisweilen etwas zu unaufgeregt vor sich hin.

ISKANDR haben sich von jeder Menge Ballast befreit

Die Stärke von „Spiritus Sylvestris“ liegt jedoch nicht in herausragenden Momenten, sondern in einer insgesamt entrückten wie hypnotischen Atmosphäre. Der Sound ist unaufdringlich aber dicht, die Songs bis ins letzte Detail ausgefeilt.

Mit diesem Album haben sich ISKANDR von jeder Menge Ballast befreit. Nicht, dass „Vergezicht“ ein schlechtes Album gewesen wäre, aber dank „Spiritus Sylvestris“ hat die Band an eigenem Charakter gewonnen und bereichert das ohnehin schon vielfältige aktuelle niederländische Black-Metal-Tableau mit entspannenden Psychedelic-, Ambient- und Neofolk-Momenten. Wer sich darauf einlassen kann, wird diese Reise immer wieder auf Repeat genießen wollen.

24.10.2023

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3 Kommentare zu Iskandr - Spiritus Sylvestris

  1. Watu sagt:

    Ebenfalls sehr vielversprechend. Starke Dark Wave Einflüsse, das kann man so machen!

  2. Watu sagt:

    Richtig schönes Album hat uns Iskandr da zubereitet. Der Videosong ist zwar der großartigste Song, aber insgesamt fällt das Album in Gänze nicht wirklich ab. Einfach von Anfang bis Ende wundervoller, waveiger Dark Folk oder Neo Folk, mit tollen Melodien. Einzig die Vocals sind zwar sehr passend, auf Dauer aber vielleicht etwas zu einseitig, hier und da fehlt ein wenig die Abwechslung. Ich bin aber froh, dass keine Female Vocals zu hören sind – Frauenquote einlösen ist hier bitte nicht angesagt. Mich erinnert das Ganze am ehesten noch an OF THE WAND AND THE MOON. Wer damit etwas anfangen kann, sollte unbedingt reinhören.

    8/10
  3. dan360 sagt:

    War nach den ersten zwei, drei Durchläufen leider ernüchtert.. bei Gelegenheit vllt. noch ne Chance geben, da ich Iskandr an sich mag.. grade die ‚Vergezicht‘ finde ich sehr gut.