Ishtar Games - The Last Spell

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„Hoppla“, heißt es plötzlich, als sich in der Fantasy-Welt des Rundentaktik-Videospiel „The Last Spell“ der Staub legt. Was eigentlich ein ganz normaler Krieg werden sollte, ist dank ein paar übereifrigen Magiern zur apokalyptischen Atomschlacht eskaliert. Jetzt sammeln sich in die Überlebenden in den wenigen verbliebenen Dörfern, um die Lage mit einem letzten Zauberspruch zu retten.

Dummerweise haben die „Clawer“ genannten Untoten etwas dagegen. Nacht für Nacht stürmen sie auf die letzten Zufluchten ein, um Kleinholz aus ihnen zu machen. Dabei übernimmt man die Rolle des Kommandanten, der die Verteidigung organisiert und die wenigen kämpfenden Einheiten steuert, die sich den Horden entgegenstellen.

„The Last Spell“ soll die Ordnung wiederherstellen

„The Last Spell“ gliedert sich in verschiedene Phasen. In der Produktionsphase baut man das Dorf aus, kauft Ausrüstung, errichtet Verteidigungsanlagen und rekrutiert neue arme Seelen, die in der Nacht auf den Palisaden kämpfen müssen. Es folgt die Aufstellungsphase, in der man diese platzieren muss und schließlich die Kampfphase, in der rundenbasiert die Kämpfe abgehandelt werden.

Dabei steuert man nur eine Handvoll Einheiten, die aber dank ihrer Fähigkeiten die Untoten in Scharen niedermetzeln. Schwer gepanzerte Nahkampf-Einheiten stellen den Fels in der Brandung dar, können sicher aber nicht weit bewegen. Andere lassen im Fernkampf Pfeile auf die Horden herabregnen, müssen aber ständig in Bewegung bleiben. Wieder andere setzen mächtige magische Attacken ein, halten aber nur wenig aus. Abgerundet wird die Auswahl von wendigen Einheiten, die sich tollkühn in den Nahkampf stürzen, aufgrund ihrer leichten Rüstung aber auch schnell wieder zurückziehen müssen.

Gedrillt oder verskillt?

Varianz bringt die Möglichkeit zur individuellen Ausgestaltung der Figuren ins Spiel. Bei jedem Level Up kann man neue Fähigkeiten wählen. Das Spiel gibt einem dabei Tipps, welche Fähigkeiten am besten zum bisherigen Charakteraufbau passen. Man kann sich aber auch richtig reinfuchsen und eigene Kombinationen austesten, die vielleicht effektiver sind. Die Nahkämpferin bekommt einen Schadensbonus, kann dafür aber weniger einstecken? Der Bogenschütze bekommt besseren Nahkampf-Schaden? Ausprobieren kann man alles.

Auch das zu verteidigende Dorf lässt sich ausbauen, wobei stets der spärliche Platz im Auge behalten werden muss. Während in der Mitte ein Magier am titelgebenden letzten Zauberspruch werkelt, entstehen um ihn herum Tempel, Wohn- und Gasthäuser, Goldminen und ähnliches, was man noch aus anderen Fantasy-Strategiespielen kennt.

Am Anfang viel, am Ende wenig Input

Zunächst wirken die Möglichkeiten erschlagend. Das Tutorial erklärt nur die grundlegenden Spielmechaniken und das Interface ist bisweilen unübersichtlich.  Dennoch gibt einem das Spiel viele Hilfestellungen zur Hand und erinnert beim Ende jeder Phase an noch offene Möglichkeiten. Zwar muss man die ganzen Begriffe und Effekte im virtuellen Handbuch nachschlagen, aber nachdem die ersten Gefechte überstanden sind, findet man sich schnell zurecht.

Dennoch bleibt ein Gefühl der Ratlosigkeit auch nach mehreren Spielstunden bestehen. Gerade weil der Schwierigkeitsgrad ziemlich schnell ziemlich knackig wird und die Crawler das Dorf zu überrennen drohen, hinterfragt man jedes Upgrade, jeden Neubau und jede Platzierung der Einheiten wie Verteidigungsanlagen.

Durchgehende Endkampf-Stimmung

Darin zeigt sich aber auch: „The Last Spell“ schafft es mit jedem Gefecht Endkampf-Stimmung zu erzeugen. Der Magier in der Dorfmitte muss beschützt werden, sonst ist alles verloren. Man schlachtet Dutzende Untote nieder, lässt seine Einheiten von einer Ecke des Dorfes zur anderen rennen, bringt sie in tödliche Gefahr, kitzelt alles aus ihren Fähigkeiten raus – und doch steht alles immer wieder auf Messers Schneide.

Dieses epische Alles-oder-Nichts-Feeling ist auch dem pumpenden Soundtrack des Künstlers THE ALGORITHM zu verdanken. Dabei werden einem immer wieder wuchtige Metal-Riffs, aber auch stampfende Industrial-Beats um die Ohren geworfen. Dadurch entsteht von Beginn an eine dichte, motivierende Atmosphäre, selbst wenn am Anfang noch die typischen Kämpfer in Lumpen mit Messern und Holzschilden gegen die Zombies stolpern.

Jede Nacht ein neues Abenteuer

Die Story von „The Last Spell“ hat auch einige interessante Wendungen parat, die bei der Stange halten. Ebenso wachsen einem die eigenen Charaktere mit der Zeit ans Herz, auch wenn sie über wenig Persönlichkeit verfügen. Lockere Sprüche haben sie dafür umso mehr auf den Lippen.

In diesem Sinne lässt sich abschließend auch alles zu diesem Videospiel zusammenfassen: Große Tiefe und Innovation bieten weder Gameplay noch Story. Von beidem wird man jedoch dank des coolen Designs, der dichten Atmosphäre und nicht zuletzt durch den Soundtrack gefesselt. Immer dann, wenn sich das allnächtliche Gemetzel abzunutzen droht, schreitet die Story fort, offenbart sich ein neuer Kniff oder steigert die bedrohliche Lage des Dorfes das Adrenalinlevel. „Hoppla“, heißt es dann wieder, wenn man merkt, wie viele Stunden vergangen sind.

Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brett- und Videospiele.

25.04.2023

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