Irrbloss - Bloodline

Review

Mit Anfang 20 Jahren, was habe ich da gemacht? Vollends in die Metal-Welt als Fan eingestiegen. Andere hauen in diesem Alter von Schweden aus ihren ersten Langspieler auf den Markt. Wieder ein Haufen Bubis, die sich anmaßen die Metal-, in diesem Fall Black-Metal-Helden vor dem dunklen Herrn zu sein. Ein Schuss Wikingerblut sei noch dabei. Aha, das hört man in diesen Zeiten ja vermehrt. Wahrscheinlich wieder ein Fall für die Schublade.

Gerade wollte ich die besagte Ablage öffnen, da schreit mich der Frontmann lauthals mit „Norse Horde“ an. Noch erstarrt von dieser Kampfansage, wage ich den Schritt und höre genauer hin. Wie bei einem Autounfall, man will an sich nicht hinsehen, muss aber. Wieso auch immer. Wobei der Unterschied zwischen einem Autounfall und IRRBLOSS nicht nur darin besteht, dass es sich um etwas völlig anderes handelt, sondern auch, dass die Schweden eine richtig gute Portion Schwarz-Metall von der Leine lassen. Der besagte erste Track killt zweifelsohne! Nicht nur durch die Geschwindigkeit und das Schlagzeug-Inferno aus dem Hintergrund, sondern auch durch die sonstige Intensität, die hier aufgebaut wird!

Jene Kraft wird wie eine Fackel weiter durch die nebelig-düstere Landschaft getragen. Weil es dort so dunkel und unwegsam ist, bleibt dem schwarzen Wandersmann nichts anderes übrig, als seinen Schritt zu bremsen. Genau das ist es, was IRRBLOSS tun. Sie verzetteln sich nicht in Hochgeschwindigkeits-Passagen, sondern drosseln ihre Fahrt merklich, um sich im moderaten Tempo über das ganze Areal, wie bei „Gaze Upon Me“ auszubreiten. Immer jedoch den Fuß am Gaspedal, wissend dass es nur einer kleinen Bewegung bedarf und die Raserei wird wieder entfesselt. Allerdings in Verbindung mit anspruchsvollen Melodien, die mehr Energie und dunkle Emotionen in sich vereinen, als man von ausgewachsenen Teenagern erwarten könnte.

„Midwinters Eve“ kombiniert das, was IRRBLOSS auf ihrem Album mit überraschendem Können darbieten. Ein räudiger Start, der durch geschickte Überleitung in eine eisige Mid-Tempo-Schlacht mündet, welche zum einen Atempausen verschafft um nachzuladen, aber auch niemand verschont wenn es darum geht, dem Ende entgegenzublicken. Das letzte Aufbäumen vor dem Ende geschieht mit „Heritage“. Durchzogen von fiesen Riffs wird hier weder die Herkunft, noch die Richtung verleugnet, in welche sie blicken. Das besagte Ende kündigt sich durch die ersten instrumentalen Klänge von „Bloodline“ an. Ruhig, beinahe sanft tönend ebnen sie den Weg für den letzten Gang hinein ins Dunkle.

IRRBLOSS haben eine Ader für musikalische Momente der perfiden Extraklasse. Mit „Bloodline“ ist es gelungen einen schmalen Grat zu bewandern zwischen Aggressivität, Melodik und melancholisch-düsterer Kälte, selbst wenn die Summe an Songs mehr als Soundtrack angesehen werden könnte, der sich nach und nach entwickelt, da die Grenzen zwischen den einzelnen Stücken oft fließend sind und eine hörbare Ähnlichkeit auftaucht. Unabhängig davon demonstrieren die jungen Schweden, dass der erste Output einer schwarzen Wikinger-Brut nicht zwangsläufig schlecht sein muss. In diesem Sinne ende ich mit der treffenden Textpassage: „The Bloodline Will Always Be Strong.“

30.01.2009

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2 Kommentare zu Irrbloss - Bloodline

  1. tyranid sagt:

    Langweiliger BM und absolut bescheuertes Konzept.

    2/10
  2. Bluttaufe sagt:

    Gar nicht mal so ein übles Werk. Klingen gar nicht so sehr nach ihrer Heimat wie vermutet. Woher die Vergleiche mit „Storm Of The Light´s Bane“ kommen ist mir auch schleierhaft (OK, „Bloodline“ hat durchaus einige Referenzen). Ansonsten bieten IRBLOSS recht guten Black Metal, mit frostiger Atmosphäre, genug Abwechslung innerhalb der Songs & heidnischer Lyrik. Wobei man auf langen Strecken den Spannungsbogen nicht konstant halten kann & dann etwas in´s Monotone absackt (merkt man eindeutig beim schleppenden und einzig schwachen Song „Midwinder´s Eve“). Da wäre noch Luft nach oben. In langsamen/melancholischen Gefilden erinnert mich das ganze irgendwie an STRID. Generell findet man viele Querverweise auf die Neunziger Jahre Epoche – klingt also eher konventionell.
    Da ich sonst immer über die Produktion mecker, die ist hier perfekt.

    7/10