Iron Maiden - En Vivo

Review

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Am 10. April 2011 spielten IRON MAIDEN vor 50.000 Fans im chilenischen Nationalstadion in Santiago. Ein Bauwerk mit einer bewegten Geschichte, das 1973 von Diktator Pinochet als Hinrichtungslager von Tausenden diente, und das heute zwei Fußballclubs beheimatet. Wieder einmal, nach Rock In Rio vor knapp zehn Jahren, sind es die südamerikanischen Fans, die aufgrund eurer Euphorie bei Metal-Konzerten in den Genuss kommen, wesentlicher Teil der für die Nachwelt festgehaltenen Live-Mitschnitte der „Final Frontier“-Tour zu sein. Und wieder einmal ist es die britische Legende, die eindrucksvoll den Beweis antritt, warum es gerade dieses Publikum ist, das weltweit als das enthusiastischste und leidenschaftlichste gilt.

Die Stimmung während dieses knapp zweistündigen Konzerts ist selbstredend phänomenal und atmet den besonderes Geist jener Momente, von denen man weiß, dass sie historischen Charakter haben. In Europa sind IRON MAIDEN eine gern gesehene Band, mit gleichwohl fanatischen Fans, letztlich jedoch nur eine von vielen. Hier in Südamerika ist das anders, da scheint ein Konzert der Jungfrauen eine Art Nationalfeiertag zu sein, vergleichbar mit dem Finale eines großen sportlichen Wettkampfs. Ob dieser Eindruck nun übertrieben anmutet, oder ob die Einschätzung zutrifft – „En Vivo“ lebt ganz besonders von der Atmosphäre im Publikum, die sich von der ersten Sekunde an auf den Zuschauer überträgt, die mitreißt, und die Gänsehaut verursacht. Die Setlist selbst ist natürlich nicht anders als bei den Konzerten im Rest der Welt, selbst Bruce Dickinsons Ansagen gleichen sich wie einem Ei dem anderen. Das wirkt mitunter ein bisschen arg routiniert, weil für Spontanität überhaupt kein Platz ist. Verzeihbar aber, denn an der musikalischen Umsetzung selbst gibt es so gut wie keine Kritik anzubringen. Die großen Klassiker der Band, die natürlich ihren Platz im Set haben, wirken heute sicher nicht mehr ganz so energisch und umtriebig wie in den 80ern. Wer „The Trooper“ anno 2011 mal mit der Version von 1984 vergleicht, der wird das schnell feststellen können. Trotzdem wirkt die Band auch heute zu jedem Zeitpuntk ziemlich souverän, Bruce meistert selbst schwierige Songs wie „The Talisman“ mit Überzeugung, auch wenn die hohen Töne ganz offensichtlich in seinem Alter eine Menge Kraft kosten. Seine fünf Mitstreiter geben keinen Anlass dazu, die Relevanz der Band zumindest auf dem Live-Sektor noch in Frage zu stellen. Steve Harris ist heute noch genauso engagiert wie in den frühen Jahren, selbst Dave Murray, dem man das Älterwerden von allen Bandmitgliedern wohl am ehesten anmerkt, würde man heute noch aus hundert anderen Gitarriisten heraushören. Dass die letzte halbe Stunde des Konzerts mit unvermeidbaren Klassikern wie „Fear Of The Dark“ oder „The Number Of The Beast“ musikalisch allzu vertraut wirkt, ist ebenso zu verschmerzen, denn im letzten Drittel bekommt man das geboten, was die Band seinerzeit groß gemacht hat. Und Eddie ist in beiden Versionen immer noch die trotz aller Kopien unerreichteste Konstante aller metalrelevanten Visualisierungen. Sei es als große, über die Bühne stolzierende Bestie („The Evil That Men Do“), oder der mit monströsen Klauen ausgestattete Riesenkopf hinter Nicko McBrains Schlagzeug („Iron Maiden“).

Als Bonus gibt es auf dieser DVD eine 88-minütige Doku über den Aufwand einer solchen Tournee (Flight 666 reloaded), sowie das Promo-Video zu „The Final Frontier“ und das Intro-Video, das auf der kompletten Tour zum Einsatz kam.

„En Vivo“ ist eine Live-Dokumentation, die man sich definitiv ins Regal stellen kann, ohne Geld für ein unnötiges Abzock-Produkt auszugeben. Die Bildschnitte sind übrigens die besten, die die Band bisher in Eigenregie vollzogen hat. Die angekündigten Split-Screens wirken nicht hektisch und überladen, sondern sorgen insgesamt für einen vielseitigeren Eindruck des gesamten Konzerts. Wer sich über die zahlreichen MAIDEN-Live-Veröffentlichungen aufregen will, der soll das bitte tun – alle Anderen dürfen einen gelungenen Konzertmitschnitt genießen.

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02.04.2012

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