Anbeter des Schweden-Deaths kommen ja bekanntlich nicht ausschließlich aus Skandinavien. IRON FLESH stammen aus Bordeaux und bereits die ersten Töne ihres bereits dritten Albums „Limb After Limb“ machen deutlich, dass es sich bei der Band nicht um chillige ALCEST-Klone handelt, sondern dass hier waschechter Death Metal aufgefahren wird.
IRON FLESH – BOSS HM-2 Anbetung
Der Sound könnte typischer nicht sein und so ist es nicht verwunderlich, dass die Band durchgängig Szenegrößen wie ENTOMBED oder DISMEMBER huldigen. Der zehntausendste Aufguss vom Eingesargten? Irgendwie schon, aber irgendwie schafft es die auch Band recht gut, nicht im stumpfen Plagiat zu enden. Trotz klarer musikalischer Ausrichtung geht es auf „Limb After Limb“ sehr vielseitig zu und so hört man spätestens beim dritten Song „In Agony You Must Reborn“, dass die Franzosen neben „Left Hand Path“ und „Like an Everflowing Stream“ auch waschechte „The Somberlain“-Anbeter sind.
Zur musikalischen Vielfalt kommt eine wuchtige Produktion, die den Songs sehr gut steht und den notwendigen Druck verleiht. Im Gegensatz zum Vorgängeralbum „Summoning The Putrid“ konzentriert man sich mit dem neuen Material insgesamt weniger auf Geschwindigkeit, sondern haucht den Tracks durch viele melodisch verspielte Parts und Midtempo-Passagen Leben ein. Auch ein fast langsamer Song wie „Blessed Be The Creators“ wirkt trotz diverser Textwiederholung nicht langweilig, sondern kommt bedrohlich daher und einem Mantra gleich, das in ein cooles Gitarrensolo übergeht. Auch gesangliche Eskapaden wie das an DENIAL OF GOD erinnernde mehr als siebenminütige „Honor In Death“ brechen das eng gesteckte schwedische Szenario abwechslungsreich auf.
Im Verlauf der Platte wird klar, dass die Band trotz Idol-Huldigung auch stark daran interessiert ist, etwas Eigenes zu erschaffen und überzeugend darzubieten. An Vielseitigkeit und Ideenreichtum mangelt es IRON FLESH jedenfalls nicht und so muss man „Limb After Limb“ einfach attestieren, dass es trotz unverhohlener Liebäugelei mit den Originalen auch genügend eigene Ansätze bietet, die das Album musikalisch und künstlerisch durchweg auf hohen Level halten.
Schwedische Wälder in Bordeux – „Limb After Limb“
„Limb After Limb“ klingt trotz klarer stilistischer Ausrichtung erfrischend und Hörerinnen und Hörer sollten sich vom ersten Eindruck nicht täuschen lassen. Die Mischung aus moderner, wuchtiger Produktion und urtypischem Schweden-Sound hebt IRON FLESH vom herkömmlichen DISMEMBER-Tribut ab und auch durch die Tatsache, dass man sich stilistisch nicht festfährt, verbleibt das Album auf einem durchgängig hohen Spannungslevel. Wem der ganze Retro-Kult bisher noch nicht zu viel war, der wird auch an dieser Veröffentlichung seine Freude haben.
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