Iron Allies - Blood In Blood Out

Review

Eine der bekanntesten Sketche von Loriot ist die Weihnachtsfeier der Familie Hoppenstedt, welche sich intensiv mit dem Spiel „Wir bauen uns ein Atomkraftwerk“ beschäftigt. Da nicht alles korrekt zusammengesetzt wurde, gibt es eine Explosion und die Nachbarn freuen sich über den Kontakt. So ähnlich klingt die Bandbesetzung von IRON ALLIES, in der der ehemalige ACCEPT-Gitarrist Hermann Frank eine Heavy-Metal-Band zusammenzimmert. Sorgt das Ergebnis „Blood In Blood Out“ für den Kontakt zum Nachbarn oder sollte besser die gleichnamige Scheibe von EXODUS aus dem Jahr 2014 aufgelegt werden?

Die Zutaten für IRON ALLIES heißen U.D.O., VICTORY und ACCEPT

Frank und Sänger David Reece haben beide bei ACCEPT gespielt, aber nicht zeitgleich. Trotzdem verbindet die Herren eine Freundschaft und die Idee zu IRON ALLIES entstand bei einem Besuch von Frank bei Reece. Zu den beiden Herren gesellt sich die weitere Saitenfraktion von VICTORY (Mike Pesin, Malte Burkert), welche 2021 die Scheibe „Gods Of Tomorrow“ veröffentlicht hat. Der fehlende Drummer ist Francesco Jovino (unter anderem ehemals bei U.D.O. und PRIMAL FEAR), welcher 2021 Reece bei der Veröffentlichung von „Blacklist Utopia“ unterstützte. Die Frage ist, wie funktioniert die Fertigbauteile-Metal-Band?

„Full Of Surprises“ überrascht nicht, ein Heavy Metal-Song im 80er Jahre Outfit, wovon bereits mehr als genügend auf dem Markt zu finden sind. Allen voran fehlt dem Gesang von Reece ein wenig die Durchschlagskraft. Der Titeltrack kommt mit etwas mehr Wucht aus den Boxen, „Destroyers Of The Night“ legt von den Instrumenten noch eine Schippe drauf, die Vocals bleiben unverändert und stellen eher eine Hard-Rock-Stimme dar.

Das Manko mit den Vocals zieht sich wie ein roter Faden durch die Scheibe. Ob “Fear No Evil”, “Evil The Gun” oder “Blood On The Land”: von den Instrumenten wirken die Nummern, vom Gesang nur bedingt. Wenn es in den rockigen Bereich geht und die Instrumente etwas zurückfahren, wie zum Beispiel bei “Martyrs Burn”, „Nightmares In My Mind“ oder „Freezin“, kommt Reece besser zur Geltung.

„Blood In Blood Out“ zwischen Hard Rock und Heavy Metal

ACCEPT veröffentlichten 1989 das Album „Eat The Heat“. In der Retrospektive wird das Werk in Konkurrenz zu den SCORPIONS gesetzt und dem amerikanischen Rock zugerechnet. Von dem Vibe, welchen ACCEPT auf zum Beispiel „Restless And Wild“ ausstrahlen, ist die Scheibe weit entfernt. Sänger auf „Eat The Heat“ ist David Reece. Dieses Fazit lässt sich auf „Blood In Blood Out“ übertragen, wobei IRON ALLIES versuchen einen Spagat zwischen schnellen Heavy Metal und Hard Rock auf die Scheibe zu bringen.

Die Instrumente kommen bei der Heavy-Metal-Orientierung besser zur Geltung, Reece bei den Hard-Rock-Songs. Der Spagat ist nicht ganz gelungen, das Album deswegen aber noch lange nicht misslungen, ganz im Gegenteil. Wenn IRON ALLIES an einigen Stellschrauben drehen, eventuell mit zwei Sängern agieren, könnte zukünftiger Output für Menschen, welche sich an Stromgitarrenmusik der 80er erfreuen, ein echtes Highlight werden. Für „Blood In Blood Out“ trifft dieser Sachverhalt noch nicht zu, ein Platz im gehobenen Stromgitarren-Mittelfeld können sich die Herren aber sichern.

16.10.2022

Ein Leben ohne Musik ist möglich, jedoch sinnlos

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