Irist - Order of the Mind

Review

Soundcheck März 2020# 12

Treffen sich ein Chilene, ein Brasilianer und ein Argentinier… . Was wie der Anfang eines Witzes klingt, ist mit Sicherheit keiner, denn die heute in Georgia ansässige Gruppe von Südamerikanern scheint vor allem eine Vorliebe für viele verschiedene Spielrichtungen zu haben. Der Witz würde dann umformuliert etwa so lauten: Treffen sich GOJIRA, (alte) MACHINE HEAD, CONVERGE, HIGH ON FIRE und SEPULTURA (zu „Chaos A.D“-Zeiten minus die Weltmusikeinflüsse) zum Jammen, rauchen ein wenig DMT dabei und nehmen sich dann auf. Gegründet 2017 von Pablo Davila (Gitarre) und Bruno Segovia (Bass) noch in Südamerika, hat man sich später Adam Mitchell (Gitarre) und Jason Belisha (Drums) aus den Vereinigten Staaten dazu geholt und fleißig ein Demo produziert.

Produzent Matt Bayles (RUSSIAN CIRCLES, MASTODON) bekam das Ding in die Hände und war so beeindruckt, dass er es zu Nuclear-Blast-Mann Monte Conner weiter schickte. Nach dem Umzug in die USA wurde dann noch ein neuer Sänger mit dem Brasilianer Rodrigo Carvahlo gefundent, um das Line-up zu vervollständigen. So viel also zur Entstehung und dem Singing einer bis dato völlig unbekannten Band. „Order of the Mind“ wird das in Zukunft hoffentlich ändern.

IRIST bringen zusammen – menschlich und musikalisch

Ist die Band aus vielen verschiedenen Menschen unterschiedlicher Abstammung und Coleur zusammen gesetzt, gilt das ebenso für die Musik von IRIST. Geht „Eon“ als Opener noch gut und ohne langes Geplänkel nach vorne und lässt eifrig seine Referenzen spüren – etwa in Sachen Rhythmik gegenüber Songs der schon oben genannten Bands – ist „Burning Sages“ schon um einiges „groovier“ unterwegs. Aber auch einen Gang zurück schalten können IRIST, wie „Severed“ oder auch „Harvester“ mit cleanem Gesang und mehr Atmosphäre beweisen. „Creation“ kann seine GOJIRA-Referenz mit den flirrenden Tremolos und der typischen Rhythmik ebenfalls nicht von der Hand weisen, braucht es aber auch gar nicht. Denn IRIST machen einen richtig guten Job zwischen Planierraupen-Groove und atmosphärischen Leads und zeigen, dass in Südamerika nicht nur  traditionell Thrash oder Black Metal gut gedeiht, sondern die Latinos auch moderneren Spielstilen nicht abgeneigt sind.

Das soll aber nun nicht bedeuten, dass hier keine Aggression vorhanden ist. Diese wird häufig durch eingeschobene Breaks, atmosphärische Soli und weitere Spielchen aufgelockert und somit zentriert. „Dead Prayers“ ist da das perfekte Beispiel: zwischen wüsten Blasts, düsteren Leads und groovigen Breitwandriffs gibt es hier einfach alles, was am Metal so im Allgemeinen Spass macht. Bei ein paar Ideen würde man IRIST aber den Mut wünschen, ein wenig weiter zu gehen und sich noch mehr zu trauen – und interessante Passagen vielleicht auch mal länger auszuarbeiten, anstatt gleich wieder in die songwriterisch als „sicher“ geltenden großen Refrains oder Dicke-Hose-Riffs zu münden. Das Wechselspiel wiederholt sich zum Ende des Albums nämlich ein wenig. Auch die Stimme von Carvahlo ist solide, aber nicht sonderlich eigen oder herausstechend – seine Screams hat man so oder so ähnlich bereits in unzähligen Hardcore- und Metalcorekombos vernommen. Das wären zwei kleine Kritikpunkte, die den positiven  Gesamteindruck von „Order of the Mind“  aber keineswegs schmälern sollen.

„Order of the Mind“ ist außerordentlich „reif“ für ein Debüt

Das Außergewöhnliche an „Order of the Mind“ ist, wie gut das Songwriting für ein Debüt sitzt: Jedes Riff, jedes Drumbreak, jeder Tempowechsel wirkt bis ins Ende auskalkuliert um ja nicht seine Wirkung zu verfehlen. Weder die instrumentalen Fähigkeiten, noch Produktion oder Ideenreichtum sind ein Problem, die „Order of the Mind“ Abzüge in der B-Note geben würden, viel mehr gibt das Album ein wunderbar „rundes“ Gesamtpaket ab. Die Songs sind alle relativ kompakt und eingängig, funktionieren im Albumkontext als auch alleine erstaunlich gut, offenbaren aber beim aufmerksamen Hören und jedem neuen Durchgang kleine, feine Details, die sich mit der Zeit als richtige Ohrwürmer festsetzen.

Die Zukunft im Metal? – Das sind IRIST noch nicht ganz…

Auch wenn IRIST in der Promo als der „neue heisse Scheiss“ – von Zukunft im Extreme-Metal ist gar die Rede –  angepriesen werden, diesen Titel können sie (noch) nicht für sich reklamieren. Weder erfinden Sie das Rad neu, noch veredeln sie das Bekannte so gut, dass sie unabdingbar werden. Aber wenn sie so weiter machen, mit folgenden Alben musikalisch vielleicht an der ein oder anderen Stelle noch ein wenig mutiger agieren können, sollte der (süd-)amerikanischen Truppe eine wachsende Anhängerschaft gewiss sein. Jetzt kann man eigentlich nur noch auf Tourankündigungen warten, um sich auch über die Live-Qualitäten von IRIST Gewissheit zu schaffen.

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20.03.2020

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4 Kommentare zu Irist - Order of the Mind

  1. ClutchNixon sagt:

    Nuclear Blast Records? Ist das ein bekanntes Label?

    Ps: Die Mucke kann was.

    1. doktor von pain sagt:

      Eine alte Legende sagt, dass, wenn man dreimal vorm Spiegel „Nuclear Blast“ sagt, Watutinki erscheint. Aber einmal in der Kommentarfunktion genügt meist auch.

      1. ClutchNixon sagt:

        Man muss Abstriche machen, sagte der Gynäkologe.

      2. Bummsgeordy sagt:

        @doktor von pain LOL LOL . . . made my day 🙂