Wozu bezahlt man dem Gärtner eigentlich gutes Geld für rund 40 Schnittgänge im Jahr, wenn man mit ner einzigen Platte jeglichen Halm auf der Weide niedermähen kann?
Bei der gibt es auch keine unschönen Reifenspuren vom Sitzrasenmäher.
Der Hauptverantwortliche für die hervorragende und nachhaltige Schnittleistung ist bei IRA TENAX schnell gefunden: Fronter Martin Schulz, der dem aufstrebenden Grünzeug den ewigen Zorn entgegenhält und mit seiner barnes’schen Stimme alles auf die richtige Größe zurechtstutzt.
Die Parallele zu SIX FEET UNDERs Chefröchler wird bei „Never Feel Like Me“ besonders deutlich, zumal auch die Mucke zu Anfang des Songs durchaus Ähnlichkeiten zu SFU Liedgut der Ära „Haunted/Warpath“ aufweist. Doch neben seinen kräftigen Growls, bei denen das Zäpfchen wohl zwischen den Knien baumeln muss, wissen auch die Parts zu gefallen, bei denen dann wieder Hodenhochstand angesagt ist. Zudem ist auch die cleane Gesangsstimme nicht zu verachten, obschon sie streckenweise bemüht gefühlvoll wirkt. Auch gelingt nicht jeder Übergang von bärigem Gebrumme auf lamoryantes Gesäusel ganz unfallfrei.
Trotzdem bleibt das sehr varientenreiche und charismatische Organ eine wahre Bereicherung. Doch muss sich die Musik nicht hinter diesen Leistungen verstecken und ist mehr als nur zum Vertikutieren des Rasens geeignet. Zum Einen kommt sie genau so abwechslungsreich daher, zum Anderen ist sie intelligent und stimmig arrangiert. Leider passt die allzu dumpfe, streckenweise auch ärgerlich blechern tönende Produktion nicht so ganz zum Anspruch des zu großen Teilen recht doomigen Materials, doch bewegt man sich hier auf akzeptablem Level. So treffen prägnante Riffs in höchst eingängigen Songs wie „Judgement Day“ und „Seven Seals“ auf erinnerungswürdige Melodien, die auch AMON AMARTH oder für die doomige Schiene beispielsweise PARAMAECIUM nicht zwingend besser hinbekommen. Dummerweise hört sich das doppelte Bassgetrommel gerade auf dem letztgenannten Track etwas holprig an.
Besonders positiv zu bemerken ist die recht erfreuliche Tatsache, dass die Band auch mit Erwartungen des Hörers spielen kann und beispielsweise „Inside You“ fein thrashig beginnt, nur um dann einen modern-verqueren, aber doch liebenswerten Groover draus zu basteln. Auch wenn IRA das Gaspedal ein wenig mehr durchdrücken („My Fate“), bleiben die Mucke nachvollziehbar und geschmeidig.
Leider vermag das nicht jeder Song; und so verlieren sich einige eindimensionale Stücke wie gerade „Dying Emotions“ in arger Durchschnittlichkeit und geraten schnellstens in bedauernswerte Vergessenheit. Vielleicht sollte dabei einfach auf den zu häufigen Einsatz von Sprechgesang verzichtet werden.
Wenn es den Jungs aber gelingt, das Songmaterial noch weiter zu verdichten, dann können wir uns mit der nächsten Platte an die Rodung ganzer Wälder machen. Guter Einstand! Timber!
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