IQ - Dark Matter

Review

Hey, wie es scheint wird 2004 das ultimative Jahr des Prog Rock! Nein, ich meine nicht nur die neue menschliche Gleichung von Ayreon, den neu aufgelegten Universal Migrator oder die frisch gepresste Threshold – auch IQ liefern hier nach einer langen Abwesenheit eine Platte ab die sich absolut gewaschen hat. Andererseits kann man der bisweilen fast 23 Jahre alten Band es durchaus vergeben wenn sie sich mal ein paar Jährchen bis zum nächsten Album Zeit lässt; ihre Fans werden es ihr verzeihen und nach diesem Hammerwerk tu ich das auch… Anfangen tut das mit dem zwölfminütigem Epos ‚Sacred Sound‘, der ohne zu übertreiben ein absolutes Prog Rock Juwel darstellt. Ausgefeilte Rhytmen treffen auf eine brilliante Melodieführung die zwar eigenwillig aber doch ohrwurmig klingt und in einem Refrain mündet der diesem Song den ultimativen Höhepunkt verleiht. In etwa vergleichbar mit den frühen Dream Theater (insbesondere mit derem Zehnminüter ‚Scarred‘), doch weniger sololastig wird kompakt geproggt ohne dass während der gesamten Spielzeit auch nur einmal der rote Faden verloren ginge – absolut weltklasse! An zweiter Stelle folgt dann einer der Gründe weswegen die Band dieses Album als ihr bisher düsterstes beschreiben: ‚Red dust Shadow‘ ist eine wahnsinnig beklemmende Ballade mit unignorierbarem Gänsehauteffekt. Die zerbrechliche Stimme von Peter Nicholls legt sich sanft auf prägnante Keys und vorsichtige Gitarrenakkorde; nur um sich im Refrain dichter Gitarrenwände geschlagen zu geben die jede Hoffnung im Keim erdrücken und einem die Luft zum atmen nehmen. ‚You never will‘ klingt dank verträumtem Hammondeinsatz regelrecht chillig und kann mit seinen filigranen Melodiebögen absolut überzeugen. Doch auch diesem Song haftet im Kern eine beklemmend-melancholische Stimmung inne, die sich insbesondere im kontrastreichen Mittelteil entläd und unweigerlich zum nachdenken anregt. Ähnlich verhält es sich beim kommenden ‚Born Brilliant‘, welches jedoch trotz der hohen Qualität in der hier geproggt wird etwas im Album untergeht. Hier experimentiert IQ mit modernen Effekten wie Samples oder verfremdeten Stimmen, ziehen dass Ende aber etwas zu sehr in die Länge. Vielleicht wollte man dem Hörer aber auch einfach nur eine kleine Verschnaufpause vor dem abschließenden Über-Epos geben… Und mit den 25 Minuten von ‚Harvest of Souls‘ hat sich die Band wahrlich genug Zeit gelassen um sich richtig auszutoben. Was als Ballade beginnt wird rasch mit zahlreichen Breaks in Grund und Bogen geproggt, um sich nur Sekunden später wieder melodisch aus der Asche zu erheben. Dementsprechend dynamisch und komplex geht es hier zur Sache – doch glücklicherweise ist man dennoch schnell in der Lage sich in die Songstrukturen einzuarbeiten und sich von den Melodiebögen treiben zu lassen. Kurz gefasst: Ein absoluter Über-Progger der keine Minute langweilt und auf ganzer Linie überzeugen kann. Wie es scheint wird 2004 das ultimative Jahr des Progrocks (ja, es ist immer einfallsreich das Review mit denselben Worten zu beenden mit denen man es angefangen hat). IQ haben ihren Teil dazu beigetragen und selbst die aktuelle Threshold hinter sich lassen können, was neben 9 von 10 Punkten noch ein gutes Stück Respekt verdient. Sie haben das Rad zwar nicht neu erfunden, aber vielleicht ein bisschen runder gemacht…

02.09.2004

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