Iommi - Fused

Review

Denken wir einmal an berühmte Zweiergespanne: Batman & Robin. Laurel & Hardy. Ernie & Bert. Beavis & Butthead. C3PO & R2D2… Wer mag sie denn schon nicht? Sie können ihre jeweiligen Stärken zu zweit ausspielen und ergänzen sich perfekt. Mit „Fused“ aus dem Jahre 2005 haben es TONY IOMMI und GLENN HUGHES wohl ebenfalls in die Riege der ikonischen Duos geschafft: Die massiven Riffs des einen werden von dem passionierten Gesang des anderen verstärkt.

Was der Re-Release von Kollaboration Nummer drei taugt, erfahrt ihr in dieser Review.

IOMMI – der Clash der Titanen

Nachdem ihr zweites gemeinsames Album „The 1996 DEP Sessions“ nur aus Resten einer abgebrochenen Session bestand, wollte es das dynamische Duo wirklich wissen. Unter der Aufsicht von Produzent Bob Marlette sollte nun ein „richtiges“ Album mit dem passenden Schliff folgen. Die ersten Noten des Openers „Dopamine“ werden von einem Filter verschleiert, bevor das Main Riff den Zuhörer unter seiner tonnenschweren Wucht begräbt. Jeder Fan von BLACK SABBATH wird sich direkt daheim fühlen und kann sich sogleich an den souligen Vocals von GLENN HUGHES erfreuen. Der Song ist eine tolle Mischung aus Heaviness und Radiotauglichkeit, weswegen die Messlatte hier bereits relativ hoch angelegt ist.

Doch „Wasted Again“ enttäuscht nicht. Der hier gespielte bleierne Blues ist die Divise von „Fused“ und zieht sich über die gesamte Albumlänge. OZZY OSBOURNE hätte im übrigen gerne einen Song gehabt, der so cool wie „Saviour Of The Real“ dahertönt. Diese Nummer klingt wie ein verschollener Sabbath-Klassiker und hätte dem alten Fledermaus-Connaisseur ebenso gut zu Gesicht gestanden wie die anderen gemeinsamen Songs, die er mit IOMMI zustande gebracht hat. Das Remaster verlieht „Fused“ einen äußerst cleanen und crispen Charakter, der den ohnehin schon voluminösen Mix gut komplimentiert. Die monumentalen Riffwände des Altmeisters glänzen also 2024 noch ein bisschen klarer, als sie es 2005 schon getan haben.

Ein Riss auf Marmor

„Grace“ klingt wie ein vergessener SOUNDGARDEN Klassiker. Dieser Song hätte in den 90ern zwar für Furore gesorgt, doch 2005 schrie der Zeitgeist nach Metalcore. Grungige Riffwalzen mit leicht psychedelisch angehauchten Chorus waren damals schon yesterday’s news. Schade. Denn dieser Song ist trotzdem besser gealtert als das ganze andere Zeug, was damals im Trend lag. Ein weiterer Grund, sich die IOMMI-Remasters auf CD zu besorgen und sich ein eigenes Bild davon zu machen. Auf der einzigen Ballade des Albums darf Mr. Hughes übrigens seine Stärke in den ruhigen Tönen demonstrieren. „Deep Inside A Shell“ ist ein Song, der wie eine Neuauflage des „Seventh Star“ Klassikers „No Stranger To Love“ rüberkommt.

Die dröhnenden Sounds, die IOMMI aus seinem Verstärker zwingt, sind ebenso massiv wie die Wand aus Marmor, die das Artwork ziert. Klingt toll was? Doch diese Wand hat leider einige kleine Risse. Der Doom von IOMMI ist nämlich ziemlich monoton. Das ist eigentlich okay, weil es stiltypisch ist. Doch das letzte Viertel zieht die Gesamtwertung etwas nach unten. Am Ende krabbelt das Album leider im Schneckentempo vor sich hin fadet langsam aus. Eine Scheibe wie „Fused“ sollte allerdings nicht leise auswimmern, sondern mit einem echten Knall enden. Um es fein auf des Kaisers Deutsch zu sagen: Zum Schluss draggt das Album seinen Ass ein bisschen too much.

Zu viel des Guten?

Dieses Manko macht, dass der originale Release von „Fused“ nicht über 7 Punkte hinauskommt. Obwohl die Songs exzellent sind, könnte die Tracklist des Albums viel besser und dynamischer gestaltet worden sein. Dieser Re-Release macht das Problem besonders deutlich, weil er mit drei oberaffentittengeilen Bonustracks gesegnet ist. Wie die Briten darauf gekommen sind, einen zertifizierten Banger wie „Slip Away“ auf diese Weise zu verwursten, wird wohl ewig ihr Geheimnis bleiben. Auch „Let It Down Easy“ besitzt genau das, was dem Ursprungsalbum noch gefehlt hat. Es handelt sich um eine absolut gnadenlose Rock ‘n’ Roll Nummer auf der GLENN HUGHES richtig schön schreien darf. Um es so zu formulieren: „Fused“ ist als Originalrelease kein 8 Punkte-Kandidat – doch weil im Re-Release ein Ebensolcher steckt, wäre weniger als diese Wertung nicht fair.

16.10.2024

Werbetexter und Metalhead aus NRW.

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