Invictus - Unstoppable

Review

Soundcheck Oktober 2022# 13

Mit INVICTUS bring Maurizio Iacono (KATAKLYSM, EX DEO) sein neuestes Nebenprojekt an den Start. Erneut mit an Bord ist sein üblicher Partner in Crime Jean-François Dagenais, der schon bei beiden anderen Bands die Axt schwingt und sich für einen Großteil des Songwritings (hier unterstützt von Produzent Chris Clancy) verantwortlich zeichnet, auf dem sich der breitschultrige Frontmann dann Zigarre rauchend und unwahrscheinlich maskulin profilieren kann. Auf dem Debüt „Unstoppable“ geht es allerdings in eine etwas andere Richtung als bei KATAKLYSM und EX DEO, statt Melo Death oder Römer-Bombast haben sich INVICTUS nämlich modernen Metal und Metalcore auf die Fahnen geschrieben.

INVICTUS gehen überraschend frisch ans Werk  

Was für viele Metalfans ausgelutschte Subgenres und für manche gar ein rotes Tuch darstellt, zelebrieren INVICTUS mit überraschender Frische und reichlich Enthusiasmus. Dabei umgeht die Truppe die schlimmsten Stolperfallen des Modern Metal, sprich: auf übermäßigen Samplekleister, pseudoprogressives Djent-Gegniedel und autogetunetes Boygroup-Geseier wird verzichtet. „Unstoppable“ ist abseits der wie gewohnt auf dicke Hose machenden Lyrics von Maurizio Iacono ziemlich bodenständig geraten.

Schon der Opener „You Will Know Who I Am“ drückt ordentlich; zwischen kernige Shouts und fetten Groove hat sich diesmal sogar vermehrt Klargesang geschlichen, was wohl den deutlichsten Unterschied zu den beiden bereits erwähnten anderen Bands ausmacht. Dieser ist aber durchaus recht kraftvoll gehalten und fügt sich gut ins Gesamtbild ein, gelegentlich erinnern INVICTUS daher ein wenig an die britischen Kollegen von BURY TOMORROW.

Es wird allerdings nicht nur Vollgas gegeben, Stücke wie „Exiled“, „Bleed Me Out“ oder „Weaponized“ haben einige reichlich mit Pathos geladene Momente, die die ganze Chose in Richtung Alternative Metal verschieben. Auch hier profitieren INVITCTUS aber von der druckvollen Produktion und einer gesunden Grundhärte, die sich durch das ganze Album zieht. Dennoch funktioniert „Unstoppable“ am besten, wenn es mit Nummern wie „Get Up“, „Ghost Of My Father“, „Darkest Of My Enemies“ oder „American Outcast“ ordentlich Futter für den Moshpit gibt.

Müde-Männer-Motivation mit Mucki-Moritz

Das Album fußt also dank Jean-François Dagenais und Chris Clancy schon mal auf einem soliden musikalischen Fundament, größter Wermutstropfen bleibt daher ausgerechnet die bereits erwähnte Textkunst von Maurizio Iacono. Für philosophischen Tiefgang war der kanadische Hobby-Zenturio freilich nie bekannt, und so lesen sich auch die vor Testosteron triefenden Lyrics auf „Unstoppable“ teilweise wie Motivationsposter für vom Leben geprügelte Alphamännchen. Mal protzig, mal kämpferisch, stets den von der Gesellschaft missverstandenen und von „denen da oben“ kleingehaltenen Underdog mimend. Wirklich Sinnstiftendes kommt dabei abseits von Plattitüden natürlich nicht heraus.

Kann man darüber hinwegsehen, so bieten INVITCTUS mit „Unstoppable“ ordentliche Kost für Genre-Fans, die zwar sicherlich nicht für neue Impulse sorgt und ganz bestimmt auch keine Modern-Metal-Hasser konvertieren wird, dafür aber ohne überflüssigen Schnickschnack auskommt und den ein oder anderen Moshpit zum Eskalieren bringen dürfte.


14.10.2022

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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