Die Kalifornier von INTRONAUT legen dieser Tage mit „Valley Of Smoke“ ihr drittes Full Length vor. Für mich stellt das Album allerdings meine erste Berührung mit dem Vierer aus Los Angeles dar – Vergleiche zu den bisherigen Werken der Band werden also nicht folgen (können). Das macht zum Glück nichts, denn auch ohne den Backkatalog zu kennen, haben die Jungs a) einen gewissen Ruf, der auch an mir nicht vorbeigegangen ist, und b) mich mit „Valley Of Smoke“ auf fast ganzer Linie überzeugt.
INTRONAUT sind dafür bekannt, nicht gerade leichtverdauliche Kost zu liefern – und das sind die acht Songs auch keineswegs. Die fünfzig Minuten sind randvoll mit ungewöhnlichen rhythmischen Figuren, Taktwechseln von einer krummen Zählweise in die andere (man könnte fast meinen, dass INTRONAUT grundsätzlich nur Primzahlen verwenden, oder versteckt sich gar irgendwo eine Fibonacci-Reihe – und was haben die Illuminaten damit zu tun?), synkopischem Drumming, toll akzentuierten Gitarren: es ist wunderbar! Die grundsätzliche musikalische Ausrichtung erscheint mir irgendwo in der Nähe der verblichenen ISIS (insbesondere der teils zweistimmige Gesang), den göttlichen NEUROSIS oder – in ruhigeren Momenten – TOOL zu liegen. Apropos: TOOLs Justin Chancellor durfte auf „Valley Of Smoke“ auch ein wenig Bass spielen – ich würde auf „Core Relations“ tippen (genaue Informationen liegen mir aber nicht vor), das einige sehr TOOLeske Basslinien und -intervalle enthält. Genanntes Stück ist denn auch mein Favorit…
Die Parallelen zwischen INTRONAUTs neuem Werk und seinem Namensgeber ‚Rauch‘ sind also ganz offensichtlich: „Valley Of Smoke“ ist ein sich ständig veränderndes, dynamisches, undurchdringliches Monster, das dem Hörer den Atem raubt, seine Sinne vernebelt und verschwindet, bevor klar wird, was gerade passiert ist. ‚Mindfuck‘ in seinem ursprünglichen, aber bemerkenswertesten Sinn. Darin liegt aber auch ein gewisser Nachteil: So fordernd und durchdacht die Songs auch sind – bei mir bleibt einfach zu wenig hängen. Gerade der Titeltrack – mit gut achteinhalb Minuten der längste Song des Albums – wirkt sehr heterogen, geradezu wie ein „Patchwork“-Song. Mir kommt es vor, als würden INTRONAUT bei aller Vorliebe für abgefahrene Strukturen ab und zu die Songdienlichkeit aus den Augen verlieren. Letztendlich sind sie aber genau dafür bekannt und bei ihren Fans beliebt, so dass Anhänger INTRONAUTs mit „Valley Of Smoke“ ohne Zweifel glücklich werden dürften – für mein persönliches Glück wäre weniger mehr gewesen.
PS: Die europäische Version des Albums wird einen Bonustrack enthalten. Informationen dazu wird es (wahrscheinlich) im bald folgenden Interview geben…
Starke Scheibe mit tollen Stücken, die vor allem live amtlich rüberkommen. Ein Album mit dem man sich auseinandersetzen muss.
Ich würde dem Album noch einen Punkt mehr geben (darf ich das, ohne Quertreiber zu sein? *g*). Fantastisches Werk, höllisch intensiv und mit einer Dynamik, die sich so manche ähnlich agierende Band gerne mal von Intronaut abgucken kann.