Interdiction - War Fetish

Review

“War Fetish”, so nennt sich das neueste Werk der Dortmunder Death Metal-Band INTERDICTION. Das Trio, das bereits auf eine zehnjährige bewegte Bandhistorie mit den obligatorischen Line-Up-Wechseln zurückblicken kann, präsentiert uns auf ca. 65 Minuten sowohl neues Material als auch neu eingespielte bandinterne Klassiker.
Nach einem kurzen Intro eröffnet “M.R.F.” die Scheibe in BOLT-THROWER-Manier, flottes Tempo, tiefe, nicht gurgelnde Grunts werden von tiefgestimmten Gitarren technisch sauber begleitet. Und so geht’s auch weiter, wobei hin- und wieder Tempiwechsel, Cleanvocals oder groovig rockige Elemente eingestreut werden.
Thrashriffs (“Exposure“, The Pale Light of Grief“, “Haunted“) treffen auf Doom (“Devotion”, “Addiction“) und werden von INTERDICTION mit Old-School-Death-Vocals angereichert. Die Gitarren orientieren sich zumeist am BOLT-THROWER-Stil (“All Good Christians“) und amerikanischen Vorbildern der Neunziger, gelegentlich jedoch gibt’s auch mal Ausflüge in schwedische Elchtodgefilde, wie im Song “Vortex“ oder “Return From The Edge Of Death“, den ich für besonders gut erachte, weil hier wirklich alles stimmt. Die Soli sind traditionell gehalten, transparent, im zuletzt genannten Song oder im Opener richtig gut, weil frech MORBID ANGEL zitierend.
Gegen Ende der CD wird die Band experimenteller: Im Song “War Fetish” setzt die Band erstmals Cleanvocals und einen sehr melodischen Refrain ein, wobei mir die Gesangslinie ohne Klargesang deutlich besser gefällt.
“Never let me down again” erinnert an GUIDANCE OF SIN oder THE DUSKFALL, schnörkelloser Death-Rock mit in diesem Song besonders ausdrucksstarken Grunts, die im Finale in Cleanvocals übergehen.
Überhaupt haben sich INTERDICTION die meisten Überraschungen für die letzten Songs aufgespart, OZZY-Vocals, nicht metaltypische kurze Instrumentalteile und einen poppigen Epilog mit narrativen Vocals, Keybords und sterilem Drumcomputer. Ein seltsam gesungener Ghosttrack in Power-Metal-Manier rundet die Scheibe auf humoristisch-schräge Weise ab.
Die Mischung, die INTERDICTION hier vorlegen, weiß durchaus zu gefallen, allerdings sollte die Band auf etwas eigenständigeres unterscheidbareres Songmaterial setzen. Die bereits erwähnten Tracks “M.R.F.”, “Return From The Edge Of Death“ und die Songs im Mittelteil der Scheibe, “The Pale Light of Grief”, “Addiction“, “Haunted” und “Vortex” könnten da beispielgebend für zukünftige Grosstaten sein. Auf die Klarvocals dürfte die Band dagegen durchaus verzichten. Die aggressiven Growls sind nämlich von ganz anderem Kaliber und geben INTERDICTION zusammen mit der ansprechenden Gitarrenarbeit ein gutes Profil. Das große Vorbild können sie allerdings (noch) nicht erreichen.
Dennoch: insgesamt eine fette Walze für BOLT-THROWER-Maniacs und Anhänger von Oldschool-Death-Metal. Knappe sieben Punkte.

06.10.2006
Exit mobile version