Insense - Soothing Torture

Review

„Soothing Torture“ heißt zu Deutsch „beruhigende Qual“. Ein Widerspruch in sich, denkt Ihr? Mitnichten, denn die Norweger von INSENSE verhelfen diesen zwei auf den ersten Blick gegensätzlichen Begriffen zu einer Art Mini-Symbiose.
So stehen auf Seiten der „Qual“ fiese, hasserfüllte Brocken von Metalcore, Thrash und Death Metal, die zusammengenommen eine Sperrigkeit ergeben, die einigen Fans der einzelnen Genres sicherlich den Genuss dieser Platte verdirbt. Dabei gehen die Jungs um Star-Produzent (in Norwegen bereits Grammy-Gewinner) und Sänger Tommy Hjelm weit weniger technisch zu Werke, als noch auf ihrem selbstbetitelten Debüt aus dem Jahre 2002. Dort waren eingängige, neo-thrashige Parts a la DIABLO meets MACHINE HEAD („The Forgiving Embrace“) nämlich eher Fehlanzeige. An Intensität haben INSENSE trotz oder vielleicht auch gerade wegen dieser modernen Mördergrooves, die stets in abwechslungsreiches, technisch reifes Songwriting und Instrumentenhandling eingebettet sind, keinen Deut eingebüßt.
Was aber ist jetzt an dieser Scheibe beruhigend? Ganz einfach: die immer wieder auftretenden Verschnaufpausen, z.B. im sphärischen Beginn des Openers „Helplessness“, im getragegen Auftakt zum späteren Groovemonster „The Forgiving Embrace“ oder dem seicht-besinnlichen Ausklang vom sonst recht vertrackten „Constriction“. So wohnt „Soothing Torture“ eine immerwährende Hin- und Hergerissenheit inne, weil man sich weder vollends entspannen noch komplett ausrasten kann. Gerade dann, wenn man meint die jeweilige Stimmung bewege sich auf ihren Höhepunkt zu, schwenkt sie um ins Gegenteil. Und genau dies wird dieser Scheibe in einigen Momenten zum Verhängnis. Manchmal will die RED HARVEST’sche Paranoia, angetrieben durch wilde Gitarrensalven, mit der hypnotischen Aggression von NEUROSIS einfach nicht zusammenpassen, wenn sich direkt danach ein moderner Neo-Thrash-Hard-Metal-Core Einschlag anschließt.
So wird „Soothing Torture“ nicht wie im Infosheet angepriesen zu einem Manifest der New Wave Of Norwegian Heavy Metal (Gott bewahre, schon wieder eine neue Welle?), sondern eher zu einem interessanten, aber nicht hundertprozentig schlüssigen Hassbatzen auf technisch hohem Niveau, das es in Zukunft durch Kanalisierung der einzelnen Stimmungen noch effizienter zu gestalten gilt.

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31.05.2005

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