Da hat sich etwas getan! Aus dem Hause INHUMAN HATE war ich eher depressiven Black Metal der rauschenden Sorte gewohnt, so zumindest auf dem letzten Album „Merciless Misanthropic“. „Twilight Of A Lost Soul“, der nunmehr dritte Output der Brandenburger, präsentiert sich dagegen etwas reifer, ideenreicher und gefestigter.
Dabei lassen sich zwei große Sprünge in der Entwicklung der Band ausmachen. Zum Einen hat man sich von den Bienenschwarm-Gitarren hinweg entwickelt und zum Anderen einige für die Bands ganz neue Ideen ins Songwriting mit aufgenommen. Der Doom-Einschlag auf „Twilight Of A Lost Soul“ ist nicht zu leugnen. Die Gitarren ertönen schwer, das Tempo pendelt sich meist zwischen langsam und Midtempo ein, lediglich die Melodien und Vocals, sowie die gesamte Stimmung des Albums lassen es noch als Black Metal identifizieren. Depressiv, traurig und melancholisch, gleichzeitig aber auch hasserfüllt und wütend grasen INHUMAN HATE eine große Bandbreite menschlicher Emotionen und Gefühle ab, wirken dabei aber leider oftmals zu distanziert – zumindest für den Hörer. Denn „Twilight Of A Lost Soul“ ist kein Album, in das man sich fallen lassen kann, es wird deutlich: die Band spielt für sich selbst und nicht für den Zuhörer, dem sich die Gefühle oft nur wie in einem Schaukasten darstellen. Das ist aber keineswegs negativ gemeint, denn auch so hat das dritte Werk eine Menge zu bieten. Der Opener mit seinen gut fünfzehn Minuten Spielzeit trägt einen förmlich ins Album hinein und wirkt dank den dichten Gitarrenwänden erdrückend und auch in den folgenden Songs sind es gerade die Gitarren, die begeistern. Seien es tieftraurige Melodien oder die bereits erwähnten Mauern aus Gitarren, die Jungs wissen was sie tun. Das wahre Highlight findet sich aber erst in „Part 4“. Dort ignorieren INHUMAN HATE einfach jegliche Engstirnigkeit und bieten eine düstere und wirklich ergreifende Nummer, die gerade durch die vereinzelt auftauchenden Streicher und cleane Vocals, die leicht an Gothic Rock erinnern, zu einigen Gänsehaut-Momenten führt. Große Klasse!
Leider ist dieses Stück die große Ausnahme auf dem Album. Die restlichen vier Songs bieten zwar eine wirklich gute Mischung aus Doom und melancholischem Black Metal, fallen aber im Vergleich zu diesem Stück nicht durch große Überraschungen auf und auch die gut verständlich gekrächzten Vocals wirken auf die gesamte Dauer etwas eintönig und leider nicht so verzweifelt, wie ich mir bei dem musikalischen Hintergrund gewünscht hätte. Nichtsdestotrotz sollte man „Twilight Of A Lost Soul“ eine wirkliche Chance gewähren, denn trotz aller Distanz des Albums zur Hörerschaft kann es einen durchgehend faszinieren und vereinzelt sogar ergreifen.
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