Moment mal! Kommt einem der Schriftzug des INHUMAN-CONDITION-Logos nicht irgendwie bekannt vor? Und war der Bandname nicht Anfang der 90er auch mal ein Albumtitel? Das diese Empfindungen durchaus berechtigt sind, bestätigt ein Blick auf die Mitglieder der Band, denn immerhin haben die hier gelisteten Terry Butler (OBITUARY, DEATH, SIX FEET UNDER), Jeramie Kling (VENOM INC., THE ABSENCE, GOREGÄNG) und Taylor Nordberg (THE ABSENCE, GOREGÄNG) eine Gemeinsamkeit: Allesamt waren in der Vergangenheit beim Florida-Ur-Gestein MASSACRE beschäftigt. Einst hatte die Band mit “From Beyond” nicht weniger als einen Genre-Klassiker veröffentlicht.
INHUMAN CONDITION: Death-Metal-Supergroup
Eigentlich handelt es sich im Falle von “Rat God” nur beinah um ein echtes Debüt-Album. Immerhin wurden die Songs unter dem MASSACRE-Banner geschrieben, allerdings verließen Kling und Nordberg die Band und trafen auf Butler. Das fertige Material war aber zu schade für den Komposthaufen und so entstand kurzerhand INHUMAN CONDITION. Neben der oben erwähnten, clever eingesetzten Marketing-Strategie was die visuelle Gestaltung der Platte angeht, wurden als Gastmusiker obendrein Rick Rozz (DEATH, MANTAS, MASSACRE) und CANNIBAL-CORPSE-Drummer Paul Mazurkiewicz verpflichtet.
“Rat God” bietet kaum Abwechslung
Das Endprodukt sind neun gleichförmige Old-School-Death-Metal-Brecher. Ohne Intro gibt das Trio mit “Euphoriphobia” ohne Umschweife eine Marschrichtung vor, die während der folgenden halben Stunde kaum einen Blick über den Tellerrand zulässt. Eine kleine Ausnahme macht dabei höchstens “Tyrantula”, das sich im Mid-Tempo-Bereich vorwärts schleppt und im letzten Viertel doch noch einmal den gewohnten Kick Start zündet.
Das Mastering stellt einen gelungenen Bastard aus verwaschenem Gitarren-Mix aus den Anfangstagen der Band-Mitglieder und einem zeitgemäßen Glanz in den höheren Frequenzen dar. Die Proportionen scheinen dabei perfekt austariert zu sein, womit “Rat God” nicht das Gefühl vermittelt, man habe es mit einem MASSACRE-Album vom Wühltisch zu tun.
Durchschnitt für Liebhaber
Ein wenig ernüchternd fällt das Ergebnis indes aus. Sicherlich bietet “Rat God” vieles, was sich ein Death-Metal-Afficiando wünscht. Bösartige Vocals, temporeiche Slam-Parts und ein Höhepunkt in Gestalt von “Crown Of Mediocrity”, das allein wegen seinem Ende als großartig zu bezeichnen ist. Von diesen Glanzlichtern finden sich insgesamt aber leider zu selten Variationen, womit sich die Tracks nicht voneinander abgrenzen lassen und die ohnehin kurze Spieldauer unnötig lang wirkt.
Old-School-Ultras und Puristen werden in jedem Fall Spaß an “Rat God” haben, Florida-Einsteigern sind mit “Slowly We Rot” und “From Beyond” auf jeden Fall besser bedient, stellen diese Werke Meilensteine einer musikalischen Bewegung dar, während man es hier mit schlichtweg grundsolidem Handwerk zu tun hat.
Nun, das Material ist ja auch damals geschrieben worden. Zumindest hab ich das so verstanden. Daher ist schon klar, mit welcher Sorte DM man es zu tun hat. Das alles aufzubohren und mit etwas mehr Abwechslung auszustatten hätte wohl nicht geklappt. Und ist denke ich auch nicht gewollt. Abgesehen davon machen z.B. Benediction auch 2021 noch DM, der Old school ist und das klappt hervorragend.
Und dieses Werk hier läuft nun schon zum 5. Mal hintereinander bei mir und ich kanns mir sehr gut anhören. Es ist halt was es ist und macht Spaß. Schnörkellos und Tampa Bay DM. Nichts, was jetzt grob nostalgischen Puls verursacht, aber doch an geile DM-Zeiten erinnert. So was muss es auch 2021 geben und wenn die Jungs jetzt noch was frisches komponieren, dann freue ich mich drauf.
Btw, wo bleibt eigentlich das Review zur neuen Pestilence- Scheibe? Ich hab da nun schon 2 komplett Gegenteilige gelesen und mich würde mal ein Review hier interessieren.
7,5 Punkte, weil mir diese Mucke einfach unbändigen Spaß macht und mir derlei Kram nie langweilig wird. Der halbe Punkt für die herrlich beknackten Gorilla Moves.
Sehr geiles Album. Man merkt dem Stoff sein alter an aber das macht es so sympatisch.
Gerade komplett durchgezogen – dank stau – war geil und werde ich definitiv nochmal durchhören.
Unterhaltsames Oldschool-Material in modernem (aber nicht überproduziertem) Sound. Klingt für mich aber nicht allzu sehr nach Massacre – die hatten, wenn ich das auszudrücken versuche, einen viel „flächigeren“ Sound, also nicht so groovig stakkato-artig. Und der Gesang hier erinnert mich eher an frühe Mortification, als an Massacre.
Aber ja, kann man durchaus mal hören.
Kann mich hier nur anschließen. Manchmal darf’s eben auch mal etwas weniger verkopft sein, kann man doch so schön mit Brüllen und in bester Gorilla-Move (Dank für den Begriff an C.Nixon) Manier auf’s Lenkrad hämmern…Grravebouuuund bam bam bam bam….. Tipp: Scheibe oben lassen gegen verwirrtes Publikum an der Ampel, für Extrovertierte: Scheibe natürlich untenlassen ; )
Solide 7 Punkte weil’s Laune macht, extra Punkt für die in jedem Titel konsequent durchgezogen Guitar Screams im letzten Song Drittel. Wo bekommt man sowas heute noch ?