Ingurgitating Oblivion - Ontology Of Nought

Review

Eine der avantgardistischsten Tech-Death-Bands der Welt meldet sich nach sieben Jahren mit einem neuen Album zurück. Dass INGURGITATING OBLIVION nicht den nächsten 0815 Tech Death auf den Markt werfen, steht außer Frage und Death Metal affine Hörerinnen und Hörer, die ausschließlich die brutale Kelle bevorzugen und bei Bands wie GORGUTS schon die Augen verdrehen, können hier direkt aufhören weiterzulesen.

„Ontology Of Nought“ ist nach dem bereits extrem fordernden Vorgänger „Vision Wallows In Symphonies Of Light“ noch eine Spur extremer und entführt in eine weite, abwechslungsreiche und ungemein berauschende Klangwelt. Die Band arbeitet auf dem Album mit vielen Gastmusikern, die die Soundlandschaft immens erweitern und Multiinstrumentalist und Mastermind von DEFEATED SANITY Lille Gruber hat auch dieses Mal wieder die Drums eingespielt.

Ein faszinierendes 70-minütiges Opus Magnum

Das über 70-minütige Opus besteht aus nur fünf Stücken, die zwischen 10 und 18 Minuten dauern und in ihrem Anspruch und ihren musikalischen Maximen mit Dante Alighieris Höllenfahrt vergleichbar sind. Das in Berlin ansässige Duo selbst spricht in Musik und Text von einer dichotomen Dynamik aus akribischer Planung einerseits und perfekter Intuition andererseits, die ihr Werk umfasst. Es ist schwierig, die Platte im Detail zu analysieren, da die Band trotz ihrer klaren metallischen Ausrichtung eine ungeahnte Menge an Material vereint, das sich in andere Stilistiken einordnen lässt.

Grundsätzlich kann man „Ontology Of Nought“ als verspieltes, visionäres Album bezeichnen, das sich in erster Linie durch dissonanten Death Metal auszeichnet, sich aber auch nicht scheut, Elemente aus Klassik oder Jazz zu verarbeiten und die klaren Strukturen typischer Death Metal-Alben aufzubrechen.

Der abschließende Track „The Barren Earth Oozes Blood, And Shakes And Moans, To Drink Her Children’s Gore“ ist das beste Beispiel für die extreme Mischung und das kalkulierte Chaos, das die Band mit ihrer Musik in verstörenden Bildern zeichnet. So beginnt der Track mit saftigen Pianoklängen, schlägt dann in panisches dissonantes Riffing um und entwickelt sich in seinen 18 Minuten zu einem faszinierenden, wenn auch lärmenden Spektakel, das in seiner Unberechenbarkeit keine Grenzen kennt.

Mahlstrom aus Komplexität und Spontanität

Mit „Ontology Of Nought“ haben INGURGITATING OBLIVION alle Extreme verdichtet und ein erlebnisreiches Album geschaffen, das auf wiederholten Konsum ausgelegt ist. Die Platte erzeugt in den unterschiedlichsten Stimmungen, die unterschiedlichsten Gemütszustände. Wer keine Berührungsängste mit avantgardistischem Death Metal hat, sollte sich Zeit nehmen, um in den universellen Nihilismus einzutauchen.

20.09.2024

- perfection is the end of everything -

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