Als INGRIMM ihren Auftritt auf dem letztjährigen Castle Rock Festival für ihre erste Live-Scheibe aufnahmen, wussten sie noch nicht, welche Bedeutung diese einmal in der Band-Geschichte haben würde. Mittlerweile ist jedoch klar, dass dies der letzte Silberling ist, auf dem der langjährige Sackpfeifer Hardy zu hören ist, der sich entschieden hat, seinen anderen musikalischen Projekten seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.

Aber dieser besondere Umstand sollte nicht den Genuss der einfach nur „Live“ betitelten CD schmälern. Im Gegenteil lässt die Band hier in ihrer ganz eigenen Manier kaum Zeit für Trauer oder nachdenkliche Stimmung. Wie auch bei ihren regulären Veröffentlichungen zeigt sie vielmehr, woher das Wörtchen Metal in ihrer Genre-Beschreibung kommt. Wie üblich rocken die fünf Musiker sich mit treibenden Rhythmen, deftigen Riffs und einer Kombination aus eingängigem Clean-Gesang und heftigen Growls durch ihr Material. Nur dass das Ganze eben dank der Live-Situation noch ein wenig gehaltvoller rüber kommt. Auf der anderen Seite kommt die Atmosphäre, für welche die Live-Auftritte des Quintetts bekannt sind, leider nicht sonderlich gut beim Hörer an. Die Reaktionen des Publikums sind leider kaum zu hören, und die Energie, die INGRIMM auf der Bühne freisetzen, kann man eben nur spüren, wenn man selbst dabei ist. Möglicherweise wird dieser Umstand aber durch jene DVD aufgefangen, die der CD beiliegt. Leider enthält diese allerdings Aufnahmen von den Bordun-Rock-Nächten, so dass der direkte Vergleich mit dem auf den Audio-Datenträger gebannten Gig leider flachfällt.

Dennoch könnte man „Live“ als die Quintessenz von INGRIMM bezeichnen: Energiegeladener Metal, der von mittelalterlichen Instrumenten unterstützt wird und seinen Charme aus zeitlosen Texten zieht. Ein würdiger Abschied von Hardy!