Infection - Acrotomophile Mutilator

Review

INFECTION machen mit „Acrotomophile Mutilator“ vor, wie in nur gut 30 Minuten der pure Hass vertont werden kann. Das peruanische Death-Duo knüppelt auf seinem zweiten Album von der ersten bis zur letzten Minute gnadenlos durch und hält sich dabei nah, aber nicht zu nah, an Vorbildern wie DEATH und CANNIBAL CORPSE.

Der heimliche Untertitel der Scheibe könnte dabei lauten: „No Bullshit“. Das stellen INFECTION direkt beim Opener „When Children Murder“ klar, der mit komplexer, aber eingängiger Gitarre startet und inhaltlich eine Abhandlung über die Psychopathologie minderjähriger Geisteskranker liefert. Und zwar auf Spanisch – denn so viel Bullshit gönnt man sich dann doch, dass alle elf Songs trefflich auf Englisch betitelt, aber auf Spanisch gegrunzt und gekeift werden. INFECTION haben Death Metal musikalisch nicht neu erfunden, setzen ihn aber gekonnt und mit der richtigen Prise an Melodik und Überraschung um. Als Beispiel kann „First-Degree Murder“ genannt werden, das nahezu ohrwurmträchtige, basslastige Passagen zwischen die Strophen setzt. Beim Titelsong „Acrotomophile Mutilator“ gönnt sich Gitarrist Antonio Palacios ein Oldschool-Solo zwischen mehreren Tempowechseln, die die Füße wippen lassen und „Worse Than Being Dead“ kommt zunächst fast doomig getragen daher, bevor ohne weitere Umschweife auf die Fresse gegeben wird.

Damit wäre schon alles gesagt, wenn es nicht so viel Spaß machen würde, die Texte mitzulesen. Aus einem Land, in dem es üblich ist, dass erwachsene Männer (auch die langhaarigen) auf dem Geburtstag der Tante der Schwester der Schwägerin ihres Patenonkels Salsa tanzen, weil es Mama glücklich macht und in dem man eine Flasche Bier niemals alleine trinken würde, sondern im Kreis zwischen den Freunden herumreicht und, wenn man weit genug in die Anden kraxelt, die Reste im Glas für die Pachamama auf den Boden schüttet, stammen lyrische Perlen unter Anderem zu folgenden Themen:

  • Minderjährige Psychopathen stammen üblicherweise aus zerrütteten Familien, werden in der Schule gehänselt und versuchen durch die Ausübung von Gewalt Kontrolle zurück zu gewinnen („When Children Murder“)
  • Aus fehlgeschlagenen Experimenten resultieren Zombies, die ihre Familie töten und essen („Wish You Were Dead (Again)“)
  • Ein Festessen, bei dem Exkremente serviert werden („Feasting With Feces“)
  • Das Geständnis eines Kannibalen, in dessen Erbrochenem sich Hautfetzen finden und der seinen Freunden heimlich Menschenfleisch serviert hat („Regurgitating Human Parts“)
  • Der ehemalige Mitarbeiter eines Krankenhauses, der Frauen entführt, vergewaltigt und dabei verstümmelt („Acrotomophile Mutilator“)

Allesamt so trocken vorgetragen, als handle es sich um die Bedienungsanleitung für eine Mikrowelle. No Bullshit eben. INFECTION liefern ihr Werk schön abgerundet auf rotem Vinyl mit mehr als explizitem Coverartwork. Ich bin begeistert, empfehle dieses Album und trinke darauf jetzt erstmal einen Pisco.

29.10.2015

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