Infected Rain - Time

Review

Seitdem INFECTED RAIN bei Napalm Records untergekommen sind geht es für die Band aus der Republik Moldau stetig bergauf. Vermehrte Liveauftritte in ganz Europa und Slots auf den großen Festivals zeugen ebenso davon wie die musikalische Qualität der Gruppe und die gesangliche Variation der Frontfrau Lena Scissorhands. Zwei Jahre nach „Ecdysis“, das von unserer damaligen Redakteurin Luisa Knauß sehr wohlwollend aufgenommen wurde, kehren INFECTED RAIN nun mit etwas zurück, das WINTERSUN in den letzten 18 Jahren nicht geschafft haben – sie bringen ein vollständiges Album unter dem Namen „Time“ heraus.

INFECTED RAIN auf Erfolgskurs

Gerne wird die vierköpfige Band mit JINJER verglichen, die Parallelen liegen auf der Hand: charismatische Frontsängerin, die zwischen sphärischem Gesang und aggressiven Shouts mühelos hin und her wechseln kann, leicht angeproggter Modern- und Alternative Metal und die Herkunft aus einem auf der Metal-Landkarte eher unterrepräsentierten Land. Dennoch stehen beide Bands selbstverständlich für sich und lassen sich nicht erst bei genauerem Hinhören voneinander unterscheiden.

Auf „Time“ präsentiert uns das Quartett zwölf Songs, die nicht an Abwechslungsreichtum geizen. Mit „Because I Let You“ und „Dying Light“ wird ein aggressiver Start hingelegt, der bei künftigen Auftritten das Publikum schnell auf Betriebstemperatur bringen wird. Danach wird mit „Lighthouse“ ein sanfterer Ton angeschlagen, jedenfalls zeitweise, denn die meisten Stücke lassen sich nicht in „das ist jetzt die Ballade“ oder „der Track prügelt von Start bis Ende komplett durch“ unterteilen. Manchmal wird man zwei, drei Minuten mit elektronischen Spielereien und softem Klargesang aufs Glatteis geführt, bevor dann die Breitwand an Riffs einsetzt und aus dem singenden Engelchen ein schreiendes Teufelchen wird.

Auf „The Answer Is You“ werden verstärkt die Nu-Metal-Inspirationen ausgepackt, der Song entwickelt sich von einem fast schon psychopathisch anmutenden Beginn hin zu einem eingängigen Ohrwurm, der noch lange nach seinem Ende im Kopf nachhallt. Zum Ende des Albums hin lässt es „Time“ etwas ruhiger angehen, hat mit „Enmity“, „Unpredictable“ und „Game Of Blame“ aber immer noch solides Songmaterial zu bieten, bevor es mit „Paura“ und „A Second Or A Thousand Years“ zugegebenermaßen etwas antiklimaktisch endet.

„Time“ besteht den Test der Zeit

Mit ihrem neuen Album bauen INFECTED RAIN ihren Status innerhalb der Modern-Metal-Gemeinschaft weiter aus und liefern eine Scheibe, die nicht ganz so sperrig wie ihr Vorgänger daher kommt und einige Earcatcher zu bieten hat. Wäre die leicht schwächere zweite Hälfte nicht, würde „Time“ an einer sensationell hohen Wertung kratzen. Aber auch so bleibt es eins der stärksten Alben in der Diskografie der moldawischen Band.

02.02.2024

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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