Die geographische Lage der kleinen Republik Moldau, nordwestlich der Schwarzmeerküste eingeklemmt zwischen Rumänien und der Ukraine, ist eine zu gute Metapher, um nicht mit ihr in die Besprechung des aktuellen Albums von INFECTED RAIN einzuleiten. Die Moldawier sind zwar schon ein Jahr länger am Start, werden jedoch aktuell vom großen metallischen Export aus dem Nachbarland überstrahlt. Vom modernen musikalischen Ansatz bis zum weiblichen Gesang, der zwischen guttural und hymnisch changiert, sind die Parallelen zwischen JINJER und INFECTED RAIN zugegebenermaßen kaum zu leugnen. Aber wie schlägt sich „Endorphin“ für sich selbst genommen?
Der Clash zwischen Nu Metal und Breitwand funktioniert nur bedingt
Zunächst einmal ist der moderne Ansatz des Fünfers stärker vom Melodic Death Metal geprägt und dadurch deutlich zugänglicher. Symphonische und elektronische Elemente übernehmen auch ohne Keyboarder teilweise eine tragende Rolle. Derlei Momente rufen Assoziationen zu NIGHTWISH oder PAIN hervor, wirken jedoch bisweilen auch etwas zu dick aufgetragen („Symphony Of Trust“, „Pendulum“).
Wo an manchen Stellen die symphonischen Elemente und der groovende Alternative Metal nicht immer ganz sauber ineinandergreifen, überzeugen INFECTED RAIN andernorts mit Nu-Metal-lastigeren Tracks wie „Lure“. Minimal abgedreht-dissonant mag konventioneller sein, wirkt jedoch organischer als der regelmäßige Clash mit den Breitwand-Refrains.
INFECTED RAIN haben viel ungenutztes Potential
INFECTED RAIN wollen alles. Modern, ein bisschen technisch, meist mit ordentlich Groove, und nicht zuletzt Ohrwurm-Potential. Wo ein Song wie „Walking Dead“ diese Gratwanderung durch gesangliche Ausdrucksstärke meistert, wirkt „Endorphin“ als Ganzes eher zerfahren und überladen (exemplarisch steht hier „Taphephobia“ mit seinen nervtötenden Quietschtönen über dem massiven Choreinsatz UND den Shouts). INFECTED RAIN haben alle technischen Möglichkeiten und ein breites modern-metallisches Instrumentarium zur Hand. „Endorphin“ mangelt es jedoch an einem Gesamtkonzept, dass das Album davor bewahrt, in den austauschbaren Kitsch abzudriften. Das Albumcover ist dafür der beste Ausdruck.
Overall good