Inexistenz - Erfundene Welten

Review

Böse Zungen behaupten ja, das Subgenre des Depressive/Suicidal Black Metal hätte nichts mehr zu bieten, es wäre alles gesagt – und bedenkt man, dass sich viele Bands, die sich im „DSBM“ heimisch fühlen, darauf beschränken, möglichst monotone Riffs so lange zu wiederholen, bis der „Song“ eine Laufzeit von rund zehn Minuten oder mehr hat, dann kann man ja durchaus nachvollziehen, wie manche Leute auf solche Gedanken kommen. Und doch stolpert man immer mal wieder über Ausnahmen: Im Falle von INEXISTENZ hätte ich aufgrund des deutschen Bandnamens und des Albumtitels – „Erfundene Welten“ – sowie der deutschen Songtitel zwar nicht erwartet, es mit einem slowenischen Ein-Mann-Projekt zu tun zu haben, aber sei’s drum – B., dem Alleinunterhalter hinter INEXISTENZ, gelingt das Kunststück, Depressive Black Metal der alten Schule und ganz ohne modernere Einflüsse zu spielen, aber trotzdem nicht in tausend Mal gehörte Muster abzudriften.

Natürlich sind die Riffs hier und da ein bisschen ausgelutscht und erinnern an solche Bands wie HYPOTHERMIA oder AUSTERE, aber dieser Vergleich kommt eben nur ungefähr hin: INEXISTENZ haben ihre ganz eigene Art, jene dem Genre eigene Riffs zu vereinen, hintereinander zu setzen und immer wieder durch eine kleine Überraschung aufzulockern – die Riffs werden voll ausgekostet, aber immer, wenn ein Stück Gefahr läuft, zu sehr in die Monotonie abzudriften, gibt es einen Übergang zum nächsten Riff, eine kleine Überraschung im Arrangement, eben ein bisschen Abwechslung, bis hin zu einem einfachen, aber wirkungsvollen, sechsminütigen Abschluss in Form von „Belanglos“. So wird der Hörer, der sich darauf einlassen mag, schnell in die Musik von INEXISTENZ eingesogen, kann sich in die durchweg depressiv-melancholische Atmosphäre fallen lassen, die übrigens auch ganz wunderbar vom Cover eingefangen wird: Alles ist grau in grau und irgendwo, tief im Wald, sitzt das Subjekt in seiner Einsamkeit.

Man kann von diesem Subgenre bei allen berechtigten oder unberechtigten Kritikpunkten ja halten was man will – aber man sollte zumindest solchen Ausnahmen wie INEXISTENZ eine Chance geben. „Erfundene Welten“ mag kein Überalbum sein – und ja, auch diese Platte krankt ein bisschen am „schon mal gehört, schon mal gesehen“ -, aber es ist ein Album, das den Hörer über die gesamte Spielzeit bei der Stange halten und in seinen guten Momenten auch mitreißen kann. Und das ist mehr, als man in den letzten Jahren von dieser Art von Black Metal – zumindest in seiner klassischen Ausprägung – erwarten konnte.

05.03.2013

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