Achtung – dieses Album hat mit Metal ungefähr genauso viel zu tun wie die „BILD“ mit seriösem Journalismus! INDICA machen Pop-Musik und wer damit prinzipiell nichts anfangen kann, sollte um dieses Album einen entsprechend großen Bogen machen. Genre-typisch steht der Gesang deutlich im Vordergrund, an dem sich im Falle von INDICA die Geister deutlich scheiden dürften. Die Stimme von Sängerin Jonsu lässt sich ein wenig mit Kate Bush vergleichen, wenngleich sie meist mindestens eine Oktave tiefer angesiedelt ist. Wiedererkennungswert ist somit definitiv vorhanden, vielen dürfte die einzigartige Stimmfärbung jedoch massivst auf die Nerven gehen.
Für die Produktion zeichnet auf „A Way Away“ NIGHTWISH-Mastermind Tuomas Holopainen verantwortlich, der offensichtlich zu den größten Fans seiner finnischen Landsfrauen zählt. Seinen Einfluss kann man in einigen der opulenten Orchester-Passagen erkennen, mit denen insbesondere der Opener „Islands Of Light“ aufwartet. Darüber hinaus haben INDICA mit NIGHTWISH aber höchstens den latenten Hang zum Kitsch gemeinsam, in dem sie sich stellenweise zu verlieren drohen.
Die zehn Stücke gehen schnell ins Ohr und bleiben dort kleben, was man zum Teil (beispielsweise im Falle von „Precious Dark“ und „Straight & Arrow“) übelsten Kinderlied-Melodie-Refrains verdankt. Gerade diese machen die Entscheidung schwer, ob man INDICA nun lieben oder hassen soll, denn was einen zunächst erschaudern lässt, entwickelt rasch einen hypnotisierenden Sog und nistet sich als Ohrwurm ganz tief in den Gehörgängen ein. Und irgendwie ist es durchaus bewundernswert, dass die Band nicht davor zurückschreckt, von diesen simplizistischen Ansätzen ausgehend vierminütige Stücke aufzubauen, in deren Gesamtkontext selbst ein Kinderchor-Refrain im Walzertakt („Children Of Frost“) Sinn machen kann.
Aus dem guten Grundniveau der Songs ragen immer wieder kleine Highlights wie die verträumte Ballade („Lilja’s Lament“) oder das leicht morbide anmutende „Straight & Arrow“ heraus. Auch der leichte Folk-Touch, der an manchen Stellen durchschimmert, steht INDICA gut zu Gesicht. Ansonsten sollten sie etwas mehr auf Abstand zum Kitsch gehen und vielleicht doch ein Prise mehr Rock in ihren Sound mischen. Metal-Puristen dürfte „A Way Away“ überhaupt nicht ansprechen, wer jedoch den Blick über den Tellerrand in seichteres Fahrwasser nicht scheut, dem könnte das Album durchaus gefallen.
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