Ich weiß nicht, wie oft ich mir „The Darkness Surrounding“ – das neue Album der Melodic-Death-Metaller von INCORDIA – in den letzten Tagen angehört habe. Egal, wie häufig ich mir das Werk zu Gemüte geführt habe, kein einziger Song ist hängen geblieben und das hat sich in den zahllosen Durchgängen bis jetzt nicht geändert. Woran liegt das?
Nun, zum ersten an der Produktion, welche besonders beim Gesang negativ auffällt. INCORDIA erwähnen auf ihren Social-Media-Seiten extra, dass sie eine „Female Fronted Melodic Death Metal“-Band sind und auch wenn Sängerin Kari live eine gute Figur macht, auf Platte hört man davon nicht viel. Ihr Gesang klingt durch die sterile Produktion nach „Allerweltsstimme“ und gefühlte tausend andere Sänger/-innen klingen auf ihren Alben genauso. Wüsste ich nicht, dass INCORDIA eine Sängerin haben, wäre mir das gar nicht aufgefallen.
Im Gegensatz dazu steht die Instrumentenfraktion, die überzeugende Riffs und Melodien am Start hat. Zum Beispiel der Opener „The Darkness Surrounding“: Ein schönes, akustisches Riff eröffnet das Stück und geht in einen melodischen Part über. Ab Mitte des Songs kommt „The Darkness Surrounding“ mit einem Breakdown daher, welcher durch Klänge von Kriegshörnern eine unheilvolle Atmosphäre erhält. Kriegshörner? Melodic Death Metal? Genau – INCORDIA spielen zwar Melodic Death Metal, legen ihrer Musik jedoch eine Wikinger-Thematik zugrunde. Ob das sein muss, darf jeder für sich entscheiden. Die gelegentlichen Verweise auf diese Thematik haben mir jedenfalls gut gefallen.
In manchem Song verfallen INCORDIA regelrecht der Raserei. Zu nennen wäre zum Beispiel Song Nummer fünf, ein Stück namens „Belial“. Der Mittelpart des Titels trägt ein drückendes Midtempo-Riff vor, das gelungen ist, den Hörer zum Bangen animiert, sich kurz darauf aber in ein zwar solides und schnelles, allerdings gesichtsloses Riff öffnet.
Hier sieht man, dass INCORDIA ihren Job zwar ganz gut machen, aber dennoch keine Meister ihres Handwerks sind. Viele Songs sind durchwachsen – haben zwar stimmige Melodien in petto, kommen im selben Zug aber mit langweiligen Riffs rüber. So ist „The Darkness Surrounding“ zwar ein nettes Melodic-Death-Metal-Album, verliert durch seine sterile Produktion und seine lange Spielzeit von über 50 Minuten aber einiges an Authentizität. Oft drängt sich die Frage auf, ob ein Album in diesem Genre wirklich so lang sein und man Songs wie dem Opener „The Darkness Surrounding“ 16 Minuten Spielzeit spendieren musste.
INCORDIA liefern mit „The Darkness Surrounding“ ein solides Debüt ab, das durch seine Kinderkrankheiten noch nicht aus der Masse heraus sticht. Man darf gespannt sein, welchen Weg die Band in Zukunft geht und ob sie sich mit kommenden Veröffentlichungen in derselben Einbahnstraße verzettelt wie auf ihrem Debüt, oder ob „The Darkness Surrounding“ als Sprungbrett für künftige Steigerungen dient.
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