Incantation - Primordial Domination

Review

Auf stolze 17 Jahre bewegte Bandhistorie können die Amis INCANTATION zurückblicken. Gegründet im Jahr 1989, haben sie sämtliche Entwicklungen und Strömungen innerhalb der Death Metal-Szene mit- und überlebt. Und sie transportieren den Spirit der Anfangstage in die Gegenwart. Dass dies nicht altbacken oder verstaubt klingen muss, beweist der aktuelle Auswurf „Primordial Domination“.
INCANTATION zocken nach wie vor blasphemischen Old School Death Metal, der immer wieder Parallelen zu den klassischen Wurzeln des Heavy Metals aufweist. Beim Songwriting schimmern Einflüsse wie SAXON oder MOTÖRHEAD hervor, die doomigen Einschübe lassen einen an BLACK SABBATH denken. Furztrockene und böswillige Riffs der Marke AUTOPSY tummeln sich vergnügt neben Anleihen aus der schwedischen Frühphase mit Bands wie CARNAGE, die Rohheit erinnert an alte, ungestüme BOLT THROWER-Tage.
Prägnant und sehr geil sind die Growls von „Neu“-Sänger und Gründungsmitglied John Mc Entee, der ebenfalls die sechs Saiten bedient. Bei lauter Beschallung hört man die Stimmbänder förmlich rasseln, bei den dezent eingesetzten Screams vibriert das Gesangsorgan. Keine Frage, das exzessive Proben während der vergangenen Tour hat sich definitiv gelohnt! So müssen sich gesunde Growls aus einer Menschenkehle anhören: düster, brutal, variabel und verdammt aggressiv!
Die Songs sind engstirnig und vielseitig zugleich. Auf Überraschungsmomente wartet man jedoch vergebens, vorhersehbar und langweilig sind die Songs aber nicht. Die gängigen Trademarks werden geschickt und handwerklich sauber aneinandergeschraubt, Ausnahme hinsichtlich des Tempos bilden lediglich das daherkriechende Intro und die Todeswalze „Stench Of Crucifixion“.
Unter den 9 Tracks befinden sich keine Ausfälle, aber auch keine richtigen Ausreißer nach oben. Eigentlich kann man bei „Primordial Domination“ nicht meckern, und genau das macht die Sache zum (kleinen) Problem. INCANTATION bewegen sich in einem selber festgesteckten musikalischen Rahmen. Innerhalb dieser Grenzen geben sie eine verdammt gute Figur ab, aber sie sind musikalisch einfach in ihrem eigenen Käfig gefangen.
Aber von alten Szene-Recken wie INCANTATION erwartet und verlangt auch niemand ernsthaft im fortgeschrittenen Alter noch neue musikalische Horizonte zu erreichen.

Die große Karriere wird für INCANTATION auch mit diesem Album nicht losgehen, aber sie liefern ein ambitioniertes und gutes Stück blasphemischen Old School Death Metal ab, wie man ihn heute nicht an jeder Straßenecke findet.
Gute Scheibe!

19.10.2006
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