Incantation - Blasphemy

Review

Alle in die Keller! Die Amis ballern wieder aus allen Zylindern! – Nein? Doch kein texanischer Demolition-Gaucho mit seiner republikanischen Büffelherde des Zorns im Anrollen? Aber woher dann dieser säbelsplitternde Radau, dieses unerbittliche Getrampel und dieses vormenschliche Gebrüll? – Das sind also die sagenumwobenen Incantation… Auch für einen jener Irren, die den unergründeten Mysterien des Grindcores dicht auf den Fersen sein mögen, sollte bei Incantation musikalisch nicht viel an Leckerlis abfallen: Der ganze Trümmerhaufen reduziert sich meistenteils auf zügellose Geschwindigkeits-Orgien nach dem Motto „Erster!“ und demontiert damit leider oft vielversprechende Riff-Ansätze. Technisch sind die vier US-Bastarde sehr wohl der ersten Liga entstiegen, schließlich gehorchen sämtliche Instrumente fahrplangetreu dem unerbittlichen Diktat der Trommel-Geschütze, aber die Riffs sind – auch und gerade auf doomig anmutenden, gebremsteren Strecken („A Once Holy Throne“, „Uprising Heresy“) – oft todbringend fad. Dazu kein Funke melodiösen Mutes, es könnten ja Zweifel an der letalen Kompromisslosigkeit des Quartetts aufkommen. Daher mutmaßlich wohl auch die Wahl des rumpelnden Sounds. Nungut, solche Platten können sicher Therapie für psychiatrisch bedenkliche Aggrokoller-Aspiranten sein, aber auch zu diesem gutzuheissenden Zwecke gibt es gewiss ansprechendere Wahlmöglichkeiten (nicht nur für den Psychiater: Kataklysm, Cryptopsy, Profanity…), in deren Schlange Incantation doch noch etwas weiter hinten anstehen müssen. Nichtsdestotrotz liegt mit „Blasphemy“ ein blindlings gewaltbereites Stück Prügelmusik vor, eine einzige Sollbruchstelle; Musik, die sich selbst zerfleischerbeilt, in Schritttempo langweilt, und der es bei aller Geschwindigkeit zumindest nicht an Präzision mangelt. Insofern droht auch die Rübe beim Bangen nicht aus der Fassung zu purzeln.

13.09.2002
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