Natürlich sollte man eine Platte niemals nach ihrem Cover beurteilen – aber impliziert man bei diesem norwegischen Grau tatsächlich eine Progmetal Platte? Nö; und deswegen nennens die Skandinavier auch korrigierend ‚Extrem‘ Progressive Metal. Können sie auch ruhig weiterhin machen – aber bei diesem Genrebastard aus allem was düster ist, halte ich ‚Dark Metal‘ für weitaus angebrachter.
Okay, die anfangs erklingenden Akustikgitarren erinnern durchaus stark an Progmetal amerikanischer Prägung, aber spätestens nachdem das Lied nach einem mächtigen Break mit sägenden Klampfen und angedeutetem Black Metal Gekeife loslegt, haben wir ein Produkt vor uns, das wir keiner Schwiegermutter mehr vorspielen können. Dabei bleibt die Truppe aber zu keiner Zeit mehr berechenbar, spielt viel mit Dynamik, und bekommt zwischenzeitlich auch mal Gastauftritte von einem Saxophon und einem Cello auf die Beine. Und genau in dem Moment, indem man glaubt dass man durch nichts mehr zu überraschen ist, zaubern IN VAIN nach einem scheppernden Hardcore Refrain in „In Rememberance“ auf einmal eine völlig bizarre Folkpassage aus dem Ärmel, wie sie auf keinem Horror-Rummelplatz fehlen darf. Herrlich!
Damit also eine direkte Hörempfehlung für alle, die sich nicht so direkt auf ein Genre festlegen lassen. IN VAIN verdienen mit „Wounds“ definitiv den erwünschten Plattenvertrag und sollten Europa in Zukunft auch in abendfüllender Albumlänge auf den Zahn fühlen. Zumindest wüsste ich spontan keine bessere Scheibe, um die Black Metal Fraktion unserer Redaktion zum Prog zu bekehren.
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