In Vain - Ænigma

Review

Vor mittlerweile drei Jahren haben IN VAIN mit „Mantra“ ein ziemlich famoses Album vorgelegt, anhand dessen ich von der Truppe eigentlich ein steile Karriere erwartet hätte. Komischer- und unerklärlicherweise ist der große Sprung nach vorn ausgeblieben, und jetzt steht mit „Ænigma“ auch schon der Nachfolger in den Startlöchern. Ob’s diesmal klappt?

Los geht’s auf jeden Fall vielversprechend. Der bereits vorab veröffentlichte Appetithappen „Against the Grain“ geht gut ins Ohr, überzeugt mit schicken Melodien und starkem Gesang – und hätte im Prinzip auch auf dem letzten Album stehen können. Doch mit „Mantra II“ haben wir es auf keinen Fall zu tun. Nein, IN VAIN haben ihren melodisch-progressiven Black/Death in so ziemlich alle Richtungen erweitert. Da gibt es AOR-Pornogitarren sowie Boygroup-Falsett am einen und Grunz-DM am anderen Ende der Skala. Nun hat ja auch der Vorgänger nicht gerade unter einem Mangel an Abwechslung gelitten, doch anno 2013 meinen es die Norweger für meinen Geschmack ein bisschen zu gut. Vor lauter Vielfalt verliert man immer mal wieder den roten Faden aus dem Blick, und in viele Stücke haben sich Elemente eingeschlichen, die ich nicht unbedingt als Bereicherung empfinde; Tiefpunkt wahrscheinlich das Abrutschen in MeloBM-Trivialitäten bei „Rise Against“. Trotz zahlreicher mitunter großartiger Ideen wirken deshalb die Kompositionen weniger geschmeidig, und Hits der Marke „Captivating Solitude“ oder „Dark Prophets, Black Hearts“ glänzen eher durch Abwesenheit. Lediglich der epische Rausschmeißer „Floating on the Murmuring Tide“ kommt an diese Großtaten heran und hat mit dem Saxophon zudem ein neues Element zu bieten, das IN VAIN in Zukunft gern noch mehr einsetzen dürfen.

Insgesamt ist „Ænigma“ leider nicht der erhoffte Überflieger geworden. Keine Frage, das ist Jammern auf hohem Niveau, denn schlecht ist die Scheibe auf keinen Fall und ein paar Höhepunkte gibt es auch zu verzeichnen. Doch haben IN VAIN in der Vergangenheit bereits gezeigt, dass sie mehr können; und „Ænigma“ bleibt schlicht hinter seinen Möglichkeiten zurück. Mit etwas Selbstkritik beim Arrangieren der Stücke wäre hier deutlich mehr drin gewesen.

15.03.2013
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