In This Moment - The Dream

Review

Wo sind denn all die ganzen Screams hin? Das ist die Frage, die sich bereits nach den ersten zwei bis drei Liedern stellt. Es ist, als ob hier irgendwer die CD in die falsche Hülle gelegt hat bzw. einfach den falschen Namen draufklatschte. Was früher noch eine Mischung aus Metalcore, Power Metal und vielleicht Gothic Rock war, hat sich heute auf die beiden zuletzt genannten reduziert.

Klar, dabei steht die klare Singstimme von Maria Brink deutlich im Vordergrund und daraus lässt sich IN THIS MOMENT mit Sicherheit auch kein Strick drehen, verfügt sie doch über eine außergewöhnlich markante. Aber ist es auch das, was Fans der Vorgängerscheibe hören wollen?

„Forever“ beispielsweise beinhaltet mehr Melodien als jedes andere Lied, welches die Amerikaner je herausgebracht haben. Der Verdacht liegt nahe, dass man sich auch hier einem breiteren Publikum öffnen will und dazu den Ballast vergangener Tage über Bord geworfen hat, in dem Fall eben die Screams. Wirklich vermissen tut man sie nicht, wurden die Songs doch optimal auf Marias Stimme hin ausgelegt. Führt man diese Entwicklung fort, müssen sich die Amerikaner bald Parallelen zu WITHIN TEMPTATION oder EVANESCENCE gefallen lassen, auch wenn sie in derartige Tonhöhen bis hierhin noch nicht vorgedrungen sind (obwohl sie in „Into The Light“ ganz nah dran sind). Die melodische Linie zieht sich weit über die Hälfte des Albums. Mit einer genauen Definition dessen kann man sich nur schwer tun, wahrscheinlich trifft es der Begriff Melodic Metal am Besten. Erst „You Always Believed“ nimmt wieder ein bisschen Tempo auf und hätte so auch problemlos auf der aktuellen ALL ENDS Platz gefunden. „The Great Divide“ reiht sich nahtlos ein und… Moment! War das hier gerade ernsthaft ein Scream? Mit dem neunten Track taucht der erste Scream auf und damit passt dieses Lied mal so was von gar nicht auf dieses Album drauf! Und als ob damit der Härtebogen schon zu weit überspannt wäre, machen sie direkt danach mit „Violet Skies“ wieder softer weiter, obwohl immerhin hier und da doch die Stimme ein kleines bisschen nach Metal klingt. Der abschließende Titeltrack lässt das Album noch ruhiger ausklingen.

Wem sollte man dieses Album nun empfehlen? Alteingesessenen Fans wohl kaum, bekommen diese doch nur mit einem einzigen Lied sehr wenig metalcoreartigen Nachschub. Es sei denn, sie sind generell musikalisch gesehen sehr weltoffen und bereit auch den ein oder anderen Stilwechsel der Band mitzugehen. Ansonsten wird hier jeder, der ein Freund weiblicher Gesangslinien und damit verbundener melodischer Instrumentalisierung ist, gut bedient. Anscheinend ist nicht nur die Bandbezeichnung eine Momentaufnahme … .

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05.10.2008

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