In This Moment - Godmode

Review

Es gibt zahlreiche Stimmen, die IN THIS MOMENT für eine unterbewertete Band halten. Ist das wirklich so? Fakt ist jedenfalls, dass die 2005 in Los Angeles gegründete Band, die eine Melange aus Metalcore, Alternative Metal und poppigen Elementen zum Besten gibt, in den USA wesentlich erfolgreicher ist (sechsmal Gold, einmal Platin) als in Europa. Immerhin, das 2020-er Album „Mother“ schaffte es in den deutschen Albumcharts auf Position 38, während die Single-Auskopplung „The In-Between“ für einen Grammy Award nominiert wurde. Nun bietet sich die Gelegenheit, das musikalische Schaffen der fünfköpfigen US-Kombo anhand des brandneuen Studioalbums „Godmode“ zu checken.

IN THIS MOMENT präsentieren Studioalbum Nummer acht

Dreh- und Angelpunkt der Band ist die charismatische Shouterin und Songwriterin Maria Brink, die nicht nur musikalisch, sondern auch für ihr exzentrisches Auftreten bekannt ist. So heimste sie in den Staaten auch einige Auszeichnungen ein („Rock Goddess of the Year“, „Hottest Chick in Metal“).

Im August verriet Gitarrist und Bandmitgründer Chris Howorth, das neue Album würde „härter und progressiver“ ausfallen als alles, was die Band in den Vorjahren veröffentlicht hat. Na denn, immerhin ist „Godmode“ das achte Studioalbum, da darf man schon mal ein wenig experimentieren.

Mit „Godmode“ präsentiert die Band dann auch ein vielseitiges und kreatives Songrepertoire, das sich der Einfachheit halber unter „Modern Metal“ resümieren lässt. Vergleiche mit ähnlichen Bands fallen schwer, da kaum jemand eine wirklich vergleichbare Palette aus poppigen, rockigen, melodischen, effektvoll gemasterten und modernen Elementen projektiert. Auf „Godmode“ gibt es eine Menge zu entdecken, nicht zuletzt die detailverliebten, radiotauglichen elektronischen Zutaten, die auch nicht in den härteren Passagen untergehen.

Wie ein Exkurs in eine surreal wirkende Klangwelt

Der zumeist elektronisch übersteuert und verzerrt wirkende Gesang von Maria Brink ist vielleicht nicht jedermanns Sache, doch ermöglicht gerade dieser Effekt den Zugang zu einer stellenweise surreal wirkenden Klangwelt, die aber nie komplett überdreht oder bizarr wirkt. Hinzu kommt, dass die mit Klargesang gefütterten Parts einen eleganten Kontrast zu den deftigeren Vocals bilden.

Als musikalische Gallionsfigur der Scheibe kristallisiert sich schnell die im Juli erschienene Single „The Purge“ heraus. Was für ein Ohrwurm und was für Screams – da bleibt richtig was hängen. Bitte testen, es lohnt sich (s. unten). Wärmstens zu empfehlen sind außerdem das moderate „Skyburner“ (schöner Chorus!), das groovige „Sanctify Me“, das poppig-melodische „Fate Bringer“ sowie „Sacrifice“, das mit seiner stilistischen Komplexität stellvertretend für das ganze Album stehen könnte.

Erwähnenswert ist natürlich auch „I Would Die For You“ aus dem Soundtrack zum Film „John Wick: Chapter 4“. Eine atmosphärische Nummer, die als Finisher eine gute Wahl ist. Einziger Wermutstropfen: Ausgerechnet der Titelsong enttäuscht etwas, hier fehlt ein packender Chorus oder eine sonstige Raffinesse.

Ein innovatives Album voller Energie und Dynamik

Ob mit „Godmode“ als Triebfeder der große Breakthrough in Europa gelingt, bleibt abzuwarten. Zuversicht ist jedenfalls angesagt, denn die treue Fanbase könnte dafür sorgen, dass der Silberling auch zum kommerziellen Erfolg avanciert. Musikalisch gibt es ohnehin nicht viel zu meckern: Die zehn Songs verfügen über mehr als genug Potenzial, um von einem starken und selbstbewussten Werk sprechen zu können. Totalausfälle sind Fehlanzeige, das Songwriting ist vergleichsweise anspruchsvoll und die Produktion von Kane Churko und Tyler Bates ist nicht zu beanstanden. Überdies kommen markante Riffs, ohrwurmverdächtige Refrains und die wandlungsfähigen Vocals einer Sängerin, die ihr Handwerk beherrscht, hinzu. Bitte mehr davon!

19.10.2023

Redakteur | Schwerpunkte: Classic Metal, Female Fronted Metal, Hard Rock

Exit mobile version