Mal wieder ein Blick in die eigene Vergangenheit: Kennt ihr das, ihr hört einen Song im Radio, der euch so begeistert, dass ihr euch unbedingt das ganze Album reinziehen wollt und ihr es euch daraufhin kauft? Vermutlich ging das jedem mal so. Genauso wie das Phänomen, dass das restliche Album dann lange nicht die Qualität der Single erreicht und man sich eigentlich fragt, ob das Geld nun rausgeschmissen sei, ja so erging mir das, zumindest kurz bevor ich anfing, Metal zu hören. Worauf ich eigentlich hinaus will? Tja, so ein Album könnte auch „Blood“ von IN THIS MOMENT sein.
Zumindest fast, denn das Problem liegt nicht unbedingt an der mangelnden Qualität des restlichen Materials, sondern eher daran, dass die Band durchgehend versucht, Hits zu landen – was nur bedingt gelingt. Zu Beginn sieht die Sache für „Blood“sogar ziemlich gut aus, der Opener (gleichzeitig Titelstück) und das folgende düstere „Adrenalized“ haben mich sofort gepackt, mitgerissen und sich als Ohrwurm im Langzeitgedächtnis eingeschlichen. Auch „Whore“ hat noch seine guten Momente, aber schon hier beginnt das Konstrukt IN THIS MOMENT zu wackeln. Zwar ist der Modern Metal, mit ordentlich Pop-Appeal nie wirklich schlecht, und auch das Klangbild, aus simplen aber effektivem Riffing, der Versuch möglichst eingängig zu sein sowie Martina Brinks hochemotionale und vielseitige Stimme durchaus mit Potential gesegnet. Aber, „Blood“ wirkt nach starkem Beginn einfach zu verkrampft, zu sehr darauf aus, den Hörer eine weitere Mitsinghymne zu servieren, dabei gelingt es weder in den eher aggressiven noch in den gefühlvollen und teils gewaltig pathetischen Passagen wirklich zu begeistern. Eine Gänsehaut, nicht etwa vor Verzückung, jagt mir z.B. das vor Kitsch triefende und eher ruhige „Scarlet“ über den Rücken.
So richtig eingeschlagen haben IN THIS MOMENT bei mir also definitiv nicht, aber mit den ersten drei Nummern des Albums haben sie es immerhin geschafft, mich richtig neugierig zu machen, ach was rede ich da, das ist ungefähr das, was ich mir von Pop-Metal versprechen würde. Was danach allerdings kommt, ist mehr oder minder solides Handwerk, mit dem man versucht, die Klasse eben erwähnter Songs zu erreichen und daran bereits im Ansatz scheitert. Wer aber eben auf Modern Metal, mit ordentlich Pop-Charme und weiblichen Vocals steht, wird an „Blood“ seine Freude finden, für alle anderen dürfte sich wenn überhaupt eingangs erwähntes Phänomen einstellen.
Maria Brink, nicht Martina.