In The Woods ... - Otra

Review

Soundcheck April 2025# 2 Galerie mit 26 Bildern: In The Woods... - Prophecy Fest 2024

2014 kehrte eine einflussreiche, norwegische Formation, die mit ihrem Debüt und den folgenden, beiden Alben in den Neunzigern beachtliche Pionierarbeit geleistet hat, auf die Bildfläche zurück. Die Rede ist von IN THE WOODS …, die, einst offenbar aus der damaligen GREEN CARNATION-Besetzung hervorgegangen, als erste Band gilt, die unter dem Banner Pagan Metal firmierte. Nach drei Alben löste man sich zunächst auf, ehe die Wiederauferstehung eben 2014 folgte. Die Band veröffentlichte seither drei Alben, „Pure“, „Ceise The Day“ und „Diversum“, wobei sich das Lineup als etwas instabil erweisen sollte hin zum Punkt, an dem von der Original- und ferner auch Reunionsbesetzung nur noch Anders Kobro übrig geblieben ist.

Personelle Konstanz bei IN THE WOODS …

Im Lichte dessen ist es daher sicher ein Stück weit erfreulich, dass die Norweger mit „Otra“ nun in im Vergleich zum Vorgänger unveränderter Besetzung eingespieltes, siebtes Vollzeitalbum veröffentlichen. Über den Stil der Band bzw. vielleicht besser: Sinn und Unsinn entsprechender Etikettierungen kann man natürlich einige Diskussionen entfachen, vor allem um die stets umhergeworfenen Prog- und Avantgarde-Präfixe. Aber so ist das nun mal mit Bands, deren Stil sich aus verschiedenen Einflüssen speist. Das (einstweilen) stabilisierte Lineup sorgt jedenfalls dafür, dass „Otra“ klanglich recht nah bei „Diversum“ herauskommt, vielleicht dieses Mal noch seltener mit offensichtlichen Black Metal-Verweisen und etwas … „AMORPHIS-iger“?

Der glasklare Bariton von Bernt Fjellestad jedenfalls hält einmal mehr, was er auf dem Vorgänger versprach, und liefert einiges an sensationellen Gesangslinien, die mit ihren Folk-typischen Kadenzen beim Aufnahmeprozess ganz sicher irgendwelche arkane Verwünschungen hervor riefen. Und wenn diese dann noch mit den richtigen Gesangsharmonien unterfüttert werden wie im passend betitelten „Let Me Sing“, dann liefern die Norweger gesanglichen Zucker, dem man auf Empfängerseite einfach schutzlos ausgeliefert wird und zu denen man am liebsten einfach nur dahinschmelzen möchte. Seine Gutturals kommen etwas seltener zum Einsatz, auch wenn sie auf „Come Ye Sinners“ mal etwas reichhaltiger dosiert werden, wirken dadurch aber vielleicht umso bedächtiger platziert.

Die Norweger klingen anno 2025 folkiger und stämmiger

Trotz des bockstarken Gesangs machen es IN THE WOODS … ihrer Hörerschaft auf „Otra“ nicht allzu leicht. Denn die Songs wirken passagenweise fast ein bisschen wie klassische Volkslieder aufgezogen mit zahlreichen Repetitionen, die sich oftmals nur durch kleinere, aber bedeutungsvolle Variationen auszeichnen. Zum Beispiel wird die Intensität der Rhythmik erhöht, ein bisschen Gitarrenornamentik gesellt sich hinzu oder Fjellestad wird eben durch Backing Vocals harmonisch sekundiert. Das macht den vermeintlich simpel erscheinenden Sound der Norweger bestehend aus stämmigen Gitarren, stampfenden Rhythmen und erhabenen, maskulinen Melodien ein wenig sperrig und erfordert etwas an Gewöhnung, zumal die Tracks einiges an Spielzeit auf den Rippen haben.

Selbst „A Misrepresentation Of I“, der Track mit dem wohl am lautesten nach AMORPHIS ab 2006 schreienden Hauptmotiv, dauert etwas über sechs Minuten und ist damit weißgott keine klassische Single für zwischendurch, auch wenn der Track einen hervorragender Zugangspunkt darstellt. Das alles hat durchaus seine kontextuelle Rechtfertigung, befasst sich „Otra“ schließlich mit Geschichten und Mythen um den namensgebenden Fluss, der u. a. durch Kristiansand fließt. Von daher geht diese songschreiberische Entscheidung voll in Ordnung und wird von der Band auch gekonnt umgesetzt, ohne zu viel Schnörkel und anderem, störenden Beiwerk. Selbst Synths sind auf ein Minimum reduziert worden und liefern lediglich subtile Hintergrundarbeit.

Dabei hilft die Gediegenheit von „Otra“ bei der Verdauung ungemein

Die Gediegenheit von „Otra“ zusammen mit der Tatsache, dass IN THE WOODS … den allgemeinen Härtegrad immer nur phasenweise merklich anziehen, erleichtert den Prozess also ungemein, sich in dieses Album einzuhören. Und diese Zeit muss man auf Empfängerseite aufgrund der angesprochenen, zweckmäßigen Repetitionen auch investieren. Denn nur dann offenbaren sich die Details wie zum Beispiel die Hook von „A Misrepresentation Of I“, die in „The Kiss And The Lie“ erneut aufgegriffen wird, oder wie sich die glorreiche Hook von „Come Ye Sinners“ scheinbar mühelos und butterweich aus den brütend vor sich in oszillierenden Linien des klar gesungenen Strophenteils hervor zu schälen scheint.

Umso kathartischer ist das neue Album dann, wenn es erst einmal gezündet hat. Und dann zeigt sich, dass die Norweger mit „Otra“ auf die qualitativen Hochs des Vorgängers aufschließen, mit klanglichen Veränderungen natürlich, was jedoch nur zeigt, dass es hier keinen Stillstand gegeben hat. Das beständige Lineup lässt darauf hoffen, dass die Band damit vielleicht ihre personelle Reunionskonstante gefunden haben mag, wobei sich dies wohl nur mit der Zeit wirklich erweisen kann. Im Hier und Jetzt steht jedoch „Otra“, ein gelungenes Werk dieser norwegischen Legende, das die darin investierte Zeit reichhaltig belohnt – mindestens mal mit Gänsehautmomenten dank Fjellestads hervorragender Arbeit.

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07.04.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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2 Kommentare zu In The Woods ... - Otra

  1. Hansi sagt:

    Auf das Album bin ich richtig gespannt. Von den ersten drei Songs ausgehend, könnte es das erste Album in diesem Jahr sein, dass mich richtig begeistert. Der Vorgänger war ja auch schon extrem stark.
    Der Freitag kann also kommen.

  2. nili68 sagt:

    Dem kann ich mich uneingeschränkt anschliessen.