In The Woods... - Diversum

Review

Mit „Diversum“ veröffentlichen IN THE WOODS… den Nachfolger von „Cease The Day“ (2018). Stellte dieses bereits in Sachen Line-Up einen Umbruch dar, müssen sich die Anhänger der Norweger nun erneut auf einen Wechsel einstellen.

IN THE WOODS – personelle Neuausrichtungen

Nach der Reunion 2014 waren die Gründungsmitglieder Anders Kobro (Schlagzeug) sowie die beiden Botteri Brüder (Bass und Gitarre) der vorherigen Besetzung vor dem Split von IN THE WOODS… übrig. Die letztgenannten blieben aber auch nur bis „Pure“ 2016, wobei gerade diese beiden entscheidend in den Neunzigern den Stil der Band prägten. Inzwischen setzen sich IN THE WOODS… aus dem einzig verbliebenen Gründungsmitglied Kobro, Nils Dridal (Bass, seit 2018), Kåre André Sletteberg und Bernt Sørensen (jeweils Gitarre und jeweils seit 2018) sowie ganz neu Sänger Bernt Fjellestad, einigen vielleicht von seiner Mitwirkung bei SUSPERIA oder GUARDIANS OF TIME bekannt, zusammen. Im Grunde also eine fast völlig neue Band. Auch musikalisch?

„Diversum“ – das musikalische Universum von IN THE WOODS…

Die Norweger bewegen sich auch auf ihrem neuesten Album wieder in ihren angestammten Avantgarde Prog Rock / Metal-Gefilden mit einem breiten Portfolio an Sounds. Elegisch, mit melancholischer Grundstimmung und naturmystischen Motiven. Dabei wirken die neuen Stücke etwas epischer, dramatischer und greifbarer als auf den direkten Vorgängeralben. IN THE WOODS… eröffnen „Diversum“ furios mit „The Cowards Way“, das zunächst mit leichten Gitarrenklängen beginnt, sich im weiteren Verlauf aber beständig aufbaut, an düsterer Stimmung und Tempo gewinnt. Das schwarze nordische Erbe kommt beim gutturalen Gesang durch, der sich mit klar gesungenem Refrain wechselt. „Moments“ bietet in kurzen viereinhalb Minuten tiefe Gitarren, wehmütige Melodien und dazu eine wunderbare Bariton-Stimme von Bernt, der hier recht offensichtlich Pete Steele zu folgen versucht. In „We Sinful Converge“ treffen prägende Melodien auf ruhigen Gesang und unerwartete, gegensätzliche Black Metal-Schreie und wunderbarem Refrain. „The Malevolent God“ entwickelt eine Eigendynamik – das Stück startet erst einmal recht Old School mit schwarzen Riffs, um dann mit vielen Wendungen und Stimmungswechseln spannend zu bleiben.

IN THE WOODS… überraschen mit „A Wonderful Crisis“, das zunächst mit einem Sample der „The Axis Of Evil“-Rede beginnt. Ruhige und bedrohliche Gitarrenmelodien entwickeln sich fort, die Gesangslinie ist fantastisch und insbesondere der Refrain geht schon stark in Richtung Melodic Metal. Wer hätte solch eine dynamische Hymne von IN THE WOODS… erwartet? „Humanity“ kann dieses Niveau nicht halten, bietet aber eine gute Mischung aus düsterem Rock und Metal, ein dynamisches Wechselspiel aus ruhigen Passagen und härteren Ausbrüchen, garniert mit einigen Growls. Das folgende „Master Of None“ beginnt wieder ruhiger, der Gesang hat am Anfang sogar etwas Soul, aber dann packt der Song im Vergleich zu den anderen Stücken in Sachen Härte noch eine Schippe drauf. Abgeschlossen wird „Diversum“ vom zarten, eindringlich melancholischen „Your Dark“, das für IN THE WOODS… hart an der Grenze zum Kitsch ist.

Den größten Unterschied zum bisherigen Schaffen von IN THE WOODS… macht auf jeden Fall der neue Sänger Bernt Fjellestad aus. Der Wechsel ist gelungen, James Fogarty genannt Mr. Fog (EWIGKEIT, OLD FOREST) war ein passender Sänger für „Pure“ und „Cease The Day“, aber was Fjellestad auf „Diversum“ abliefert, ist deutlich vielseitiger. Screams, Growls, klarer, melodischer Gesang, kernig, voluminös.

Starkes Album

Die ganz großen Hooks fehlen „Diversum“ zwar, die Kompositionen sind aber breit aufgestellt, vielfältig und ausgereift. Ein schönes kontrastreiches Werk im typischen Stil von IN THE WOODS…, mit komplexen Strukturen und teils überraschenden Wendungen.

23.11.2022

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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