In Tears Bereaved - Leidensweg

Review

„In Tränen zurückgelassen“, so in etwa würde man den Bandnamen IN TEARS BEREAVED wohl übersetzen. Was nach unsäglichem Gothic-Kitsch klingt, ist nach Aussage der Band aus Austria eine Mixture aus Death Metal, Doom, Thrash und Gothic. Nun, weder Thrash noch Gothic finden sich auf dem Debut „Leidensweg“. Eher traditioneller Metal mit Growls (also auch kein Death), eingebettet in überlanges Songmaterial. Und von Doom ist auch rein gar nichts zu hören. Wie sie nur auf diese Stilbezeichnungen kommen?

Nach einem „Präludium“ genannten Intro, dass mit viel Hall, Maultrommeleffekt und Klackerschlagzeug schon mal keinen allzu fesselnden Einstieg in kommende Großtaten bietet, zeigt der Opener „Epos“ während der folgenden gut sieben Minuten Spielzeit nun bereits alle Facetten, die diese Band auszeichnen: intoniert wird in deutsch, wobei man kaum etwas von den Lyrics versteht, die Vocals variieren rein gar nicht, bieten sozusagen immer die gleiche Grauschattierung, die Gitarren spielen eher rockige, äußerst traditionelle Standards, Death Metal ist das jedenfalls überhaupt nicht. Der Song nimmt keine Fahrt auf und ist, da ohne Spannung, mindestens 2 Minuten zu lang. Die Instrumente werden durchaus eingermaßen beherrscht, allein diese ebenfalls graue Produktion, sie nimmt dem Ganzen ohnehin jeden Schwung. Überhaupt, nie preschen sie los, brechen sie aus, immer verbleiben sie im Midtempo ohne jeden Groove, bisweilen finden sich holprige Übergänge auf Demo-Niveau. „Sarkophag“ macht da keine Ausnahme, die schrägen Zwischenspiele, sind das nun Verspieler oder sind die gewollt?

Der Titelsong „Leidenszeit“ beginnt zunächst lahm, dann folgt so etwas wie nordische Klänge, der Gesang, der einfach viel zu sehr nach zweitklassigem deutschem Pagan- oder Wald- und Wiesenmetal klingt, amateurhaft halt, ist niemals Death-Metal-tauglich. Ganz nett ist die Nordmelodie schon, aber da hätte viel mehr daraus gemacht werden können. XIV DARK CENTURIES sind eine Majorband dagegen. „Schizothym“ reißt auch nicht recht vom Hocker, erinnert an erste Versuche im Proberaum, als es bedeutend wichtiger war, den Einsatz nicht zu verpassen als spannungsreiche, interessante Songs zum Besten zu geben. Ganz unscheinbar schimmert kurz ein IRON MAIDEN-Lick durch das Einerlei.

„Lichtschatten“ ist wohl das Highlight und nicht umsonst in der Mitte der CD zu finden, sehr langsamer Metal (nix Doom) wird aufgefahren, hier gibt es mal den Versuch, vermittels eines Akustikteils Atmosphäre zu erzeugen, was nicht gelingt, soviel vorweg. Nicht gerade sehr variable Drums, ein Solo der lauen uninspirierten Art und der fortwährend gleiche Gesang bestimmen das Bild. „Du bist das Vertrauen / Du bist die Zuversicht“, gähn… Warum nur muß solches Songmaterial in letzter Zeit immer dermaßen lang sein? Reichen bei derartigen Veröffentlichungen nicht insgesamt 35 Minuten?
„Abschied“, „Trotz Zu Erwartenden Verlustes“, (welch künstlich auf stilvoll getrimmter Titel) und „Ode An Gott“ (Warum an den?) sind nach dem gleichen Schema entworfen. Mit „Postludium“ endet die CD instrumental,
unauffällig, schräg, es plätschert sich aus.

Es fehlen einfach die für diese Musikrichtung so relevanten markanten Growls, denn CREMATORY oder fellumhangene deutsche Mittelalterbarden können in der Hinsicht nun wirklich keine Referenz darstellen. Dazu mangelt es IN TEARS BEREAVED an den für Death Metal typischen heftigen Gitarren, an Dynamik und Abwechslung sowie der Fähigkeit, den Focus auf vermeintliche Stärken zu legen. Wo diese allerdings sein sollten, ich weiß es nicht. Ich finde es schon mutig, so etwas zu veröffentlichen, man müßte doch als Bandmitglied deutlich heraushören, dass man damit kaum Vorband einer Vorband sein kann und dass es allerorten soviel Besseres gibt. Bisher reicht das für drei wohlmeinende Punkte, mehr nicht.

24.01.2007

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