In Slumber - Scars Incomplete

Review

IN SLUMBER sind ein Sideprojekt des THIRDMOON Masterminds Wolfgang Rothbauer, der zudem noch als Gitarrist bei EISBLUT tätig ist. Im Jahre 2002 lieferte die Band ein ganz nettes Debut unter dem Titel „Stillborn Rebirth“ ab; textlich beschäftigte sich die Band mit dem Borderline-Syndrom und fiel damit doch ziemlich aus dem Genrerahmen. Nunmehr, fünf lange Jahre später im Jahre des Herrn 2007, veröffentlichen IN SLUMBER ihr Zweitwerk „Scars Incomplete“.

Der Opener „Seduce My Sentenced Pain“ beginnt introartig traditionell. Helle Gitarren, entfernt an FAERGHAIL, SYMBYOSIS, aber auch ältere IN FLAMES und CHILDREN OF BODOM gemahnend, bestimmen das Hörerlebnis. Fauchender, bisweilen auch grollender Gesang führt durch die mit Groove und einprägsamen Refrains bestückten Songs. In der Mitte von „One Bullet For One Aeon“ (netter Titel übrigens) spielen plötzlich ruhige akustische Gitarren auf, um in ein transparentes, sauber gespieltes Solo überführt zu werden. Dabei bewahrt die Band durchaus eine eigene Linie, denn so verspielt wie die Kinder vom Bodensee oder ganz so rockig wie THE DUSKFALL kommen sie nicht einher. IN SLUMBER bieten Tempiwechsel, Breaks und holprige Thrash-Death-Parts, die in fließende Chorusse übergehen. Diese sind stets mit griffigen Melodien ausgestattet, die mich auch an die stark unterschätzten TORCHBEARER erinnern. Und an MORS PRINCIPIUM EST.

IN SLUMBER spielen nicht gutturalen Old-School-Death Metal sondern bevorzugen die weichere Göteborg-Variante. Innerhalb dieser Grenzen agiert die Band recht geschickt, da sie alle möglichen Stilmittel des Segments ausreizt; sie steht jedoch manchmal auch außerhalb des Kreises, da sie bisweilen modernere Aspekte in ihre Tracks integriert. Das können narrative Vocals sein oder überraschende genreuntypische Gitarrenläufe.

In „All Demons Entwine Me“ hören wir auch Klargesang, ohne Core-Attitude dargeboten, eher in Dark Metal-Manier. Überhaupt gelingt es der Band auch mühelos, dramatisch, düster und traurig-anklagend zu klingen. Bestens nachzuhören im Song „In Pain“. „Snow Bleeding Summer“ (auch wieder ein origineller Titel) zeigt die Vorliebe der Band für DARK TRANQUILLITY und IN FLAMES. Für meinen Teil könnte die Produktion noch etwas gitarrenorientierter und weniger verwaschen ausfallen, da hätte Tue Madsen noch weit mehr herausholen können oder war er zu sehr mit DARK TRANQUILLITY beschäftigt? Wie dem auch sei, mit noch etwas mehr Druck, Schmackes und Detailversessenheit bezüglich Produktion und Songmaterial wäre noch einiges mehr drin, wie ich finde. Und den einen oder anderen Speedsong könnte eine technisch so versierte Combo auch mal bringen, aber gut, man kann halt nicht alles haben.

Dennoch, obwohl das alles nicht unbedingt neu ist, gefällt mir das Album ganz gut. Die z.T. komplexeren Parts können überzeugen, die Ideen sind ansprechend umgesetzt. Erwähnt werden soll in diesem Zusammenhang auch, dass auf pompöses Keyboardgeklimper gänzlich verzichtet wird; dadurch gibt es auch kaum Nähe zum Melodic Black oder Gothic Metal. Das ist heutzutage ja keinesfalls selbstverständlich. Wenn da in Zukunft noch etwas differenzierter bezüglich der genannten Kritikpunkte zu Werke gegangen wird, könnte da durchaus mal eine richtig hohe Benotung drin sein. Das musikalische und instrumentale Potenzial ist jedenfalls da und wenn sie nicht wieder fünf Jahre bis zum nächsten Album warten, könnte die Band im Melodic-Death-Genre in Zukunft ein gutes Wörtchen mitreden. Sieben Punkte sind auch so fällig.

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22.03.2007

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