IN LEGEND ist
… ein Klavier (Bastian Emig), ein Bass (Daniel Wicke), ein Schlagzeug (Dennis Otto) und in den meisten Fällen eine männliche Stimme (Bastian Emig).
… eine Band, die schon vor Veröffentlichung ihres Debütalbums mit einer EP und zwei Touren auf sich aufmerksam machen und größtenteils positive Kritiken ernten konnte.
… das Ergebnis eines langjährigen Prozesses, bei dem es darum ging, auszuloten, wie weit man mit dem Klavier gehen kann.
„Ballads ‚N‘ Bullets“ ist
… das Debütalbum, mit dem sich IN LEGEND nun einer breiten Öffentlichkeit und Kritik stellen.
Während die EP „Pandemonium“ im Frühjahr 2010 noch in Eigenproduktion veröffentlicht wurde, hat SPV die Band Anfang 2011 unter Vertrag genommen wodurch Album und Band noch mehr Resonanz erhalten. Dabei zeigt sich, dass die Klassifizierung der Band als „Piano Metal“ manchen Kritikern Probleme bereitet. Im Grunde genommen erleben wir aber nur ein Revival der Frage, die schon bei APOCALYPTICA die Geister schied:
Metal ohne Gitarren – ein Paradoxon?
Die Frage möchte ich an dieser Stelle nicht weiter behandeln, dass es diesbezüglich auch innerhalb der metal.de-Redaktion verschiedene Meinungen gibt, kann man an der von Walter und mir geführten Diskussion erkennen. Unser Fazit, man sollte die Band einfach in keine Schublade stecken, klingt komisch, ist aber so. Denn Walter hat es auf den Punkt gebracht:
IN LEGEND klingen wie IN LEGEND.
Parallelen zu anderen Bands lassen sich nur schwer ziehen, da im Metalbereich bisher noch keine Band dem Klavier die Hauptrolle zugeschrieben hat. So werden zwangsläufig APOCALYPTICA und VAN CANTO herangezogen, deren wesentliche Gemeinsamkeit mit IN LEGEND das Nichtvorhandensein von Gitarren ist. Eher würde ich noch THE DRESDEN DOLLS heranziehen, die mit Piano und Drums wenigstens zwei Instrumente mit IN LEGEND gemeinsam haben, aber auch dieser Vergleich hinkt gewaltig: Während die Instrumentierung der DRESDEN DOLLS tatsächlich spartanisch genannt werden kann, erhält die Musik von IN LEGEND durch Daniel Wickes Bass einen satten Sound, die zusätzlich eingesetzten Elektrosounds und der zum Teil mehrstimmige Gesang tun ihr übriges für einen vollen Klang.
Insgesamt finden sich auf „Ballads ‚N‘ Bullets“ 14 Songs – über iTunes ist zusätzlich der Bonus Track „Me Against A Wall“ erhältlich -, die ein stimmiges Gesamtkonzept bilden und dennoch eine große Bandbreite abdecken: Vom moshpittauglichen „Vortex“ bis hin zum ruhigen Instrumental „Yue“, vom Blick in den „Elekbö“-Abgrund bis zum „Heya“-Weckruf, von vollständig ausformulierten Geschichten wie in „A Hanging Matter“ bis zu eher spartanischen Texten wie bei „Pandemonium“ ist alles vertreten. Durchhänger gibt es dabei keine. Ganz im Gegenteil, die Songs können jeder für sich überzeugen und der Abwechslungsreichtum des Albums spiegelt sich auch in den einzelnen Kompositionen wieder. IN LEGEND vereinen dabei mit Leichtigkeit treibende Rhythmen mit schönen Melodien und metallischer Härte, wobei durchweg das Klavier federführendes Instrument ist. Am Mix findet natürlich immer irgendwer was zu meckern – dem einen sind die Chöre zu präsent, der andere stört sich an den Elektrosounds und dem dritten klingen die Drums zu klinisch – das sind aber alles persönliche Präferenzen, grundsätzlich gibt es an der Qualität der Produktion m. E. nichts auszusetzen.
Auf die einzelnen Songs möchte ich an dieser Stelle nicht detailiert eingehen, das hat Bastian Emig in unserem Song by Song schon ausführlich getan. Hervorgehoben sei nur „Stardust“, bei dem Inga Scharf die strahlende Ritterin verkörpert, die den männlichen Protagonisten errettet – und wie sie strahlt! Eine hervorragende Gesangsleistung der VAN CANTO-Sängerin.
Als Anspieltipp empfehle ich die „Ballads ‚N‘ Bullets“ Streaming App, über die zur Zeit Track eins bis fünf des Albums kostenfrei zu hören sind. Damit bekommt Ihr u.a. einen Einblick in den Geisteszustand Bastian Emigs („Pandemonium“), den perfekten Song für die Herzdame („At Her Side“) und die Bandhymne mit erhöhtem Party-„Hyper Hyper“-Abspackfaktor („Vortex“).
Alles in allem ist „Ballads ‚N‘ Bullets“ ein von der ersten bis zur letzten Minute überzeugendes Debütalbum, dem ich nur deswegen zwei Punkte von der Höchstnote abziehe weil IN LEGEND m. E. noch nicht ihr volles Potential ausschöpfen. Das ist für die erste Präsentation einer Band aber auch nicht weiter schlimm und ich bin sicher, dieses Manko wird auf dem nächsten Album verschwunden sein.
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