In Flames - Battles

Review

Es ist wirklich schwierig, anno 2016 noch einen originellen Einstieg in eine IN FLAMES-Review mit Mittelmaß-Bewertung zu finden – schließlich ist „Battles“ nicht das erste Album, bei dem die Erwartungshaltungen der alten Fans der Band im Keller sind. Sicher, „A Sense Of Purpose“, „Sounds Of A Playground Fading“, „Siren Charms“ – alles Alben, die ein paar Fans hatten, aber auch alles Alben, die eher gemischte, meist aber mittelmäßige Kritiken einfuhren. „Battles“ wird sich mit großer Sicherheit in diese Reihe stellen, denn einmal mehr präsentieren die IN FLAMES der 2000er ein Album, auf dem sich ein paar nette Tracks finden – mit „The End“ gibt es sogar einen richtig guten Song -, das aber zum Großteil zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus geht.

IN FLAMES präsentieren auf „Battles“ einige ordentliche und einen richtig guten Song …

Denn ja: Das bereits bekannte „The End“ kann was. Klar, ein Kinderchor im Refrain, spärlich eingesetzte Harsh Vocals, mega-eingängige Hooks – dafür hätten die Fans der Melodic-Death-Metal-Tage IN FLAMES vor ein paar Jahren noch geohrfeigt, aber heute nimmt man ja, was man von dieser Band an guter Musik kriegen kann. Und in der Tat: „The End“ geht mit seinem Refrain gut ins Ohr, Harsh Vocals konnte Anders Fridén zwar schon mal besser, aber der Song erinnert angenehm an die noch-ganz-okayen IN FLAMES-Alben der frühen Zweitausender, vor allem auf „Soundtrack To Your Escape“ hätte der Song zwischen „The Quiet Place“ und „Borders And Shading“ ganz gut gepasst.

Und auch sonst haben IN FLAMES auf „Battles“ ein paar ganz anständige Tracks in petto. „In My Room“ ist zum Beispiel ein netter Modern-Metal- bzw. Modern-Rock-Song mit Refrain, der hängen bleibt. „Through My Eyes“ ist das flotteste Stück auf „Battles“, im Grunde wärmen die Schweden hier das Prinzip von „Take This Life“ (von „Come Clarity“) nochmal auf: Harter, schneller Metal in den Strophen, gepaart mit einem zuckersüßen Refrain, der aber durchaus gut ins Ohr geht. Nett. Und „Save Me“ als Rausschmeißer hat zwar eine furchtbar klebrige Bridge, aber einen ordentlichen Refrain – muss nicht, kann man aber machen.

… aber auch einige stumpf berechnete Plastiksongs

Aber das ist eben nur die eine Seite von „Battles“, denn ungefähr im gleichen Maße haben IN FLAMES auch Songs auf das Album gestellt, die weniger überzeugen. Dabei kann man nicht einmal von „Füllmaterial“ reden, denn es klingt so, als stünde die Band hinter dem, was sie da gemacht haben – und damit stellen sie sich im Brunftton der Überzeugung hinter Songs, die kaum plastikhafter sein könnten. Songs, die spürbar geschrieben wurden, um die Heavy Rotation in den Rockshows der weltweiten Radiosender mitzumachen.

„Like Sand“ ist dabei noch einigermaßen okay, das schleppende, melodische Mainriff kann ein bisschen was. Kommt aber nur in ein paar Momenten vor, die Bridge bemüht sich mit diesen gepressten Schreien, die Anders neuerdings Shouts nennt, um Härte, der Refrain aber ist so unfassbar poppig und rundpoliert, dass das bisschen Aggression der Bridge verpufft. Bei „The Truth“ könnte nicht nur der Beginn aus einem x-beliebigen Dance-Pop-Song stammen, nein, denkt man sich beim Rest des Songs die (auf „Battles“ eh stark in den Hintergrund gemischten) E-Gitarren weg, dann wäre es für Radio Antenne keinerlei Problem, den Song zur besten Sendezeit auszustrahlen. Der Tiefpunkt des Albums ist erreicht – zumindest bis der Titeltrack des Albums ertönt und nicht ganz so weichgewaschen klingt, aber auch nicht viel härter zupackt.

80 Prozent bleiben nicht hängen

„Battles“ ist eben ein Album, das hörbar mit Einkommensrechnung im Hinterkopf geschrieben wurde. IN FLAMES präsentieren mit dem Album auch einige ordentliche Songs, aber rund die Hälfte des Albums ist kaum noch als Metal, teilweise nicht einmal mehr als „Rock“ zu bezeichnen. Und ja, ich weiß, Musik ist nicht grundsätzlich schlecht, bloß weil sie kein Rock oder Metal ist – aber wenn sie dermaßen platt auf Airplay geschrieben ist, dann kann da eben keine großartige künstlerische Vision hinterstecken. Das erklärt dann halt auch, warum 80 Prozent des Albums nach ein paar Durchläufen kaum im Kopf bleiben. „Battles“ ist ohne Ende mittelmäßig, der gute Eindruck des netten Openers „Drained“ und des ziemlich guten zweiten Tracks „The End“ – der wohl beste IN FLAMES-Song seit 2004 – wird durch das Ärgernis geschmälert, dass sich der Hörer die Rosinen auf dem Album zusammensuchen muss.

02.11.2016
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