Das neue Album von IN EXTREMO hört auf den schönen Namen „Kunstraub“, dessen Herkunft ihr beim aktuellen Interview mit den Herren herauslesen könnt. Das Werk wird natürlich von der Fanbasis der Band als auch von Freunden gepflegter Rockmusik sehnlichst erwartet und es wird die Frage in den Raum gestellt, ob „Kunstraub“ den etwas zwiespältigen Vorgänger „Sterneneisen“ übertreffen kann. Und alle können beruhigt werden, das neue Album ist wieder ein richtiger Hit geworden.
Zwar sind IN EXTREMO mittlerweile keine Mittelalter-Rock-Band mehr, stattdessen sind sie eher eine Rockband mit mittelalterlichen Instrumenten. Kein Zweifel, auf „Kunstraub“ rocken die Mannen um Sänger Michael „Das letzte Einhorn“ Rhein und Gitarrist Sebastian „Van Lange“ Lange sich die Seele aus dem Leib. Auch wenn Sebastian vielleicht nicht bewusst bei der Produktion die Gitarren in den Vordergrund manövriert hat, sie dominieren das Album. Und das steht „Kunstraub“ wirklich gut zu Gesicht.
Insgesamt achten IN EXTREMO wieder mehr darauf, ihren Fans und Anhängern Hymnen zu liefern. Das konnte man schon mit der Single „Feuertaufe“ erkennen, welche ein absolutes Highlight des Albums ist. Allerdings sind nicht alle Stücke so eingängig wie dieser neue Livekracher. Es braucht schon den ein oder anderen Durchlauf, bis das Album richtig sitzt. Dann allerdings erkennt man die Klasse von „Kunstraub“ und wird sich mit den durchaus starken Songs einvernehmlich auseinandersetzen.
Tracks der Marke „Doof“ (mit fetten Gitarrenriffs und den typischen Mittelaltertrademarks der Band), der Opener „Der die Sonne schlafen schickt“ (super eingängig), „Wege ohne Namen“, „Himmel und Hölle“ oder „Belladonna“ lassen die Matte (wenn vorhanden) kreisen oder animieren einfach dazu, durch den Raum zu hüpfen. Gerade bei „Belladonna“ packen IN EXTREMO auch mal wieder ihre zweideutigen Texte aus. Gelungen!
Kritische Stimmen werden vielleicht wieder darauf herumreiten, dass sich die Texte manchmal eine Spur zu viel reimen, allerdings waren das schon immer typische Facetten von IN EXTREMO – es sollte also nicht verwundern, wenn man hier auch den ein oder anderen Reim findet. Dass IN EXTREMO schon lange mit Vince Sorg und Jörg Umbreit (Produzenten) arbeiten, hört man deutlich. Der Sound und die Produktion hätten besser nicht sein können, alle Instrumente sind klar herauszuhören, dabei aber nicht zu glattpoliert.
So bleibt eigentlich nur zu sagen, dass IN EXTREMO ein Album geschaffen haben, was locker mit Krachern wie „7“, „Mein rasend Herz“ oder „Sünder ohne Zügel“ mithalten kann – nur eben auf eine mittlerweile andere Art und Weise.
Um ehrlich zu sein, weiß ich noch nicht ganz genau, was ich von „Kunstraub“ halten soll. Erstmal blind vorbestellt (bei „Sterneneisen“ ging’s ja auch gut) und wie immer das beste gehofft. Dass ich damit nicht so ganz warm werde, kann nicht an der Entwicklung der Band liegen, da ich bisher eigentlich mit jedem Album von Micha und Co. bestens klar kam. Was mich auf „Kunstraub“ stört, ist, dass der Mittelalter-Anteil (nicht auf die Texte bezogen, sondern auf die Instrumente) im Vergleich zu „Sterneneisen“ drastisch (und das will was heißen) reduziert wurde und Dudelsack/Schalmei teilweise (im Titeltrack z.B.) gnadenlos in den Hintergrund gemischt wurden. Das ist insofern bedenklich, weil das der bisherigen Entwicklung überhaupt nicht entspricht. Was sich Specki am Schlagzeug bei „Himmel und Hölle“ (Refrain) gedacht hat, weiß wahrscheinlich auch nur er. Verpasst dem Song einen total poppigen und zig mal ausgelutschten Rythmus.