In Disgrace - Define Death

Review

Wie atmosphärischer und eigenständiger Death Metal im Jahr 2005 klingen kann, zeigen IN DISGRACE auf ihrer zweiten Veröffentlichung in beeindruckend reifer Art und Weise. Die Scheibe in den Schacht und eintauchen in eine andere Welt. Eine faszinierende Klangwelt, in der die Härte des Death Metals auf melancholische und atmosphärische Melodiebögen treffen, eingebettet in intelligente und abwechslungsreiche Songstrukturen.
Eine Akkustikgitarre führt in die verträumte Stimmung des Openers „Disgraceful Act“ ein, bevor einen schreiende Gitarren aus der Melancholie erwachen lassen. Schwarzmetallisch anmutendes Riffing bildet das Fundament, unterstützt durch das druckvolle und abwechslungsreiche Drumming. Allein der Gesang ist „nur“ gut, und könnte ein bisschen variabler gestaltet werden, passend zum Rest der Musik.
Keiner der sieben Songs (ausgenommen das Instrumental „Follow Me“) unterschreitet die Sechs-Minuten-Grenze. Ein Kunststück, sich bei dieser Spielzeit nicht zu wiederholen oder in wirren Songstrukturen zu verirren. Aber gerade dieses Kunststück meistern IN DISGRACE beeindruckend gut, und das macht „Define Death“ so wertvoll. Melancholie und Härte sind (zumindest in Deutschland) selten so genial miteinander vermischt worden, mir schießen Verweise zu Götterbands wie OPETH, TIAMAT oder THE GATHERING durch den Schädel. Die genannten Bands dienen lediglich als grobe Orientierung, Vergleiche zu ziehen wäre irreführend, IN DISGRACE kochen ihr eigenes Süppchen. In den ruhigen Passagen wird der Spannungsbogen weiter gespannt, das facettenreiche Keyboard trägt seinen Teil zur Atmosphärenbildung bei. Gerade die Keyboardparts klingen teilweise etwas eindimensional produziert, insgesamt erschafft der Tastenmann dennoch eine bedrohliche Grundstimmung, und kleistert die Songs nicht mit einem alles verschluckenden Teppich zu.
Größter Trumpf von „Define Death“ ist das schon angesprochene Songwriting, das selten vorhersehbar ist und den Songs eine lange Haltbarkeit garantiert. Schwere, melancholische Melodien wie am Beginn des Titeltracks oder bei „Indifferent Judgement“, tonnenschwere Grooves („Impervious“), wütendes Gerase („The Oath“) oder durchdachte Tempowechsel – die fünf Nordhorner schaffen dies alles in kompakte Songs zu verpacken, ohne sich im Stil-Dschungel zu verlaufen.
Unmöglich einen Anspieltipp herauszuheben, jeder der sieben Songs zeigt den Facettenreichtum und die Qualität einer der talentiertesten deutschen Bands der letzten Dekade. Warum keine bessere Bewertung? Ganz einfach, weil ich noch Potenzial schlummern sehe und ich mir in der Zukunft von dieser Band einiges erhoffe. Bis dahin: Kauft diese Scheibe!

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03.11.2005

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