Immortal - Pure Holocaust

Review

Dieses Album ist ein mächtiger Blizzard, genauso kalt und genauso heftig. Für mich definitiv eins der kältesten Werke der gesamten Musikgeschichte. 1992 erschien ihr Debüt „Diabolical Fullmoon Mysticism“; 11 Jahre später sind die Norweger mittlerweile eine feste Größe im Black Metal, obwohl ihre neuesten Werke aufgrund der guten Poduktion für viele Diskussionen sorgen. Mit ihren ersten vier Alben reihten sich IMMORTAL jedenfalls neben DARKTHRONE und BURZUM ein, denn ihr Material enspricht atmosphärisch genau dem urtypischen norwegischen Black Metal: Nordisch klirrende Riffs, bestialischer Gesang, Geknüppel und eine rohe Produktion. Doch der bedeutende Unterschied liegt darin, dass DARKTHRONE und BURZUM eine zutiefst hasserfüllte Atmosphäre erzeugten, während IMMORTAL trotz aller Brutalität und allem Hass es verstanden, eine meisterhaft eisige Atmosphäre zu schaffen. Und dies ist auch heute noch DAS Merkmal der Norweger, ungeachtet allen musikalischen und produktionstechnischen Veränderungen. Ihr Debüt klang in meinen Ohren noch etwas zu stumpf und im dritten Streich knüppelten sie sich gnadenlos durch die Gewaltorgie erster Güte namens „Battles in the North“. Doch die Perfektion in Sachen Kälte war „Pure Holocaust“, denn die schiere Brutalität des Nachfolgers war schon vorhanden, doch verbanden die Herren Abbath & Co sie mit erhabenen Midtempoparts und bekamen dazu noch in den Grieghallen Studios einen herrlich rohen Sound (scheppernde Drums, klirrende Gitarren) verpasst, der aber nie ins Stumpfe abdriftete. Das Hauptaugenmerk liegt auf rasend schnellen Liedern, in denen zumeist geblastet und gebolzt wird, aber auch oftmals in einen Doublebass Part übergeht, nur um Lieder weiter gnadenlos voranzutreiben. Hinzu kommen die spärlich eingestreuten Midtempoparts, die genau richtig eingesetzt sind , z.B. der Anfang von „As Eternity Opens“. Ein weiterer entscheidender Faktor, der zum „Spirit“ wesentlich bei-trägt, ist die charakteristische Stimme vom Bandleader persönlich, denn Abbath schreit, knurrt und krächzt sich tonlos und gefroren wie kein anderer durch die Lieder. Dieses Organ erkennt man aus Tausenden heraus. Textlich hebt man sich ebenfalls von den meisten Black Metal Bands ab, denn anstatt typischen Satans-, Tod- oder Hass Texten, widmet man sich, entsprechend der umgesetzten Atmosphäre, nordischen Landschaften, eisigen Szenarien oder frostigen Stürmen, was man schon an Songtiteln wie „The Unsilent Storms In The North Abyss“, Frozen By Icewinds“ oder „Storming Through Red Clouds And Holocaust Winds“ merkt. Die Titel triefen zwar vor Klischees, passen aber genau zur Musik.

Auch das Cover befindet sich im Einklang mit der Musik: Auf einem schwarzen Hintergrund sieht man die Herren Abbath, Demonaz und Erik mit Corpsepaint und Nieten. Lediglich der Albumtitel scheint mir sehr ungeschickt gewählt zu sein, provoziert er gerade dazu IMMORTAL in die rechte Ecke zu schieben, auch wenn manche jetzt erwidern, Black Metal muss provozieren. Hinzu kommt, dass, ob-wohl „Holocaust“ zu dem dargebotenen Musik-Massaker durchaus passt, mir ein „frostiger“ Titel besser gefallen hätte, so wie auf den beiden Nachfolgern („Battles In The North“; „Blizzard Beasts“). Aber das sind nur Kritiken am Rande, die mich keinesfalls dazu bewegen könnten, diesem Album auch nur ein Pünktchen weniger zu geben. Musikalität, Technik, Produktion oder Eingängigkeit sind alles Faktoren, nach denen dieses Werk nicht bewertet werden kann, denn hier zählt einzig und allein die Atmosphäre und in diesem Punkt ist „Pure Holo-caust“ perfekt. Auf nur wenigen Alben ist die Verbindung von extremer Brutalität und nordisch klirrender Raserei mit einer dermaßen kalten und eisigen Atmosphäre so gelungen wie hier. Hail IMMORTAL!

02.07.2003
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